ANTIBIOTIKA REDUZIEREN - RESERVEANTIBIOTIKA BEI NUTZTIEREN VERMEIDEN
Vergleich von Strategien in verschiedenen europäischen Staaten
Frank Brendel und Andreas Striezel
Im Auftrag der Grünen im EP
English Version
Online-Talk von Martin Häusling, MdEP am 22. Mai 2023
Antibiotika-Einsatz in der Nutztierhaltung reduzieren, Reserveantibiotika für Menschen wirksam halten!
Während des Webinars wurde die Studie 'Antibiotika reduzieren – Reserveantibiotika bei Nutztieren vermeiden' von Frank Brendel und Dr. Andreas Striezel vorgestellt.
Mittwoch, 23. November von 19.00 - 20.30 Uhr
Link zur Aufzeichnung: https://youtu.be/EmyDdJ-bRA0
Zum Programm mit Präsentationen
Antibiotika sind unersetzliche medizinische Helfer und Lebensretter. Bei bakteriellen Infektionen kann ihr Einsatz darüber entscheiden, ob eine Krankheit nach wenigen Tagen abklingt oder im schlimmsten Fall lebensbedrohlich wird. Das Problem: Antibiotikaresistenzen nehmen weltweit weiter zu. 1,2 Millionen Menschen sterben jährlich an Infektionen mit multiresistenten Erregern. Die WHO prägt seit einigen Jahren zu Recht den Begriff "stille Pandemie" für diese von vielen unterschätze Gefahr. Die Ursache für diese Gefahr liegt im übermäßigen Ge- und Missbrauch von Antibiotika - und zwar vor allem in der Tiermast: Es werden mehr Antibiotika an gesunde Tiere als an kranke Menschen gegeben und diese Mengen tragen wesentlich zur Bildung von Antibiotikaresistenzen bei.
Aufgrund des großen Interesses stellen wir hier FAQ-Informationen (update 10.09.21) und ein Statement zur Verfügung und möchte auf den Beitrag der FAZ "Die Grünen wollen Antibiotika für Haustiere verbieten, behaupten Tierärzte - dabei geht es um Menschenleben" vom 03.09.21 verweisen.
Das Wichtigste zurerst: Die medizinische Versorgung von Haus- und Einzeltieren mit Antibiotika ist weder aktuell noch zukünftig gefährdet!
Kurz zum Hintergrund:
Wir wollen den Einsatz von Reserveantibiotika in der Massentierhaltung beschränken z.B. in der Hühner- und Putenmast.
Derzeit haben wir jährlich 33.000 Tote in der EU wegen Antibiotika-Resistenzen.
Wir haben diesen Widerspruch (Punkt 1.-7. ltz. Seite)gemacht, weil die Kriterien der EU-Kommission für die Eindämmung nicht ausreichend waren.
Das Veto, das der EU-Umweltausschuss gegen den vorgeschlagenen Kriterienkatalog der EU-Kommission eingelegt hat, soll den Einsatz in der Massentierhalten verhindern, nicht die Einzelbehandlung von Tieren!
Die finale Abstimmung dazu wird Mitte September im EU-Parlament sein.
Wird das Veto im Parlament angenommen, muss die Kommission die Kriterien wie gefordert überarbeiten. Anhand dieser Kriterien werden dann die vorhandenen Antibiotika sortiert.
Mehr dazu im FAQ, dass noch weitere vertiefende Links enthält.
-> Liste der Verbände und Organisationen, die den Widerspruch unterstützen
-> Juristische Kurzanalyse von RA D. Bruhn vom 08.09.21:
Schwachstellen des im Entwurf vorliegenden delegierten Rechtsaktes sowie der Verordnung (EU) 2019/6 bezüglich eines viel diskutierten Verbots der Einzeltierbehandlung in Notfällen
-> english version: Brief legal analysis by RA D. Bruhn of 08.09.21:
Weaknesses of the draft delegated act and Regulation (EU) 2019/6 with regard to a much-discussed ban on the treatment of individual animals in emergencies
-> Studie „Recherche zu Reserveantibiotika bei Tieren die der Lebensmittelgewinnung dienen - Reserveantibiotika als Metaphylaxe und Gruppenbehandlung verzichtbar" (sept. 2021)
Ausgewählte Artikel zum Thema:
Die Bundesärztekamme fordert in einer Pressemitteilung vom 08.09.21 zur EU-Tierarzneimittelverordnung:
Lebensrettende Reserveantibiotika ausschließlich Menschen vorbehalten Menschen vorbehalten
Schreiben der Gesellschaft für Ganzheitliche Tiermedizin e.V. (GGTM) vom 08.09.21:
Tierärzteverband GGTM fordert Verbot von Reserveantibiotika für Masttiere
Artikel von Otmar Kloiber, WMA Weltärztebund vom 01.09.21 auf LinkedIn:
Are European Doctors heartless when it comes to the health of animals? No! Just the opposite.
In der Anlage finden Sie den Entwurf eines Entschließungsantrags zu der delegierten Verordnung der Kommission vom 26. Mai 2021 zur Ergänzung der Verordnung (EU) 2019/6 des Europäischen Parlaments und des Rates durch Festlegung der Kriterien für die Ausweisung antimikrobieller Mittel, die der Behandlung bestimmter Infektionen beim Menschen vorbehalten sind (C(2021)03552 - 2021/2718(DEA)), über den am 13. Juli abgestimmt werden soll.
Kriterien für die Festlegung von Reserveantibiotika für die Humanmedizin - Eine Reaktion auf den Vorschlag der Europäischen Kommission
Antibiotika-Resistenzen sind weltweit auf dem Vormarsch. Allein in der EU sterben jedes Jahr 33.000 Menschen, weil Antibiotika bei ihnen nicht mehr wirken. In Deutschland sind es 2.400 Menschen. Die globalen Folgen für die öffentliche Gesundheit durch multiresistente Keime sind immens, wenn man sich anschaut, welche Rolle Antibiotika heute spielen. Wirken die Antibiotika nicht mehr, könnten bereits einfache Kratzer oder Infektionen bei der Geburt eines Kindes zum Tod führen.
Die Resistenzen entstehen, weil viel zu viele Antibiotika eingesetzt werden. Beim Menschen, aber auch - und insbesondere! - in der industriellen Tiermast. Das Reserveantibiotikum Colistin ist mit 80 Tonnen im Jahr eines der meistgenutzten Antibiotika in der Massentierhaltung, Makrolide folgen mit 59 Tonnen pro Jahr .
Schätzungen zufolge werden weltweit 66% aller Antibiotika für landwirtschaftliche Nutztiere verwendet – und nicht für Menschen.
Weiterlesen im aktualisierten Positionspapier
English Version:
POSITION PAPER: Criteria for the establishment of reserve antibiotics for Human Medicine - A Response to the Proposal of the European Commission
Die Beschreibung der Ausgangslage sowie die Empfehlungen der Borchert-Kommission gehen in die richtige Richtung. Der Notwendigkeit eines Umbaus der Tierhaltung wird damit höchste Priorität eingeräumt. Positiv ist auch zu sehen, dass beispielsweise Bioprodukte (im Gegensatz zur Idee der Anpassung des MwSt. Satzes) nicht unverhältnismäßig teurer werden. Trotz des sehr fortschrittlichen Konzepts der Arbeitsgruppe um Ex-Landwirtschaftsminister Borchert ergeben sich dennoch einige Fragezeichen auf die Martin in der folgenden Kurzbewertung eingeht.
Download der Kurzbewertung zu den Beschlüsse der „Borchert-Kommission“
Der Tierschutz bei Tiertransporten bleibt ein sehr unrühmliches und trauriges Kapitel der Europäischen Politik. Wir Grüne hatten für unsere Konferenz am 4. September verschiedene Sachverständige von Tierschutzorganisationen, Veterinäre, praktische Landwirte sowie Sachverständige der Kommission, eingeladen.
Das erschreckende Credo der Sprecherin der Generaldirektion Gesundheit lautete, mehr als 90% der kontrollierten Langstreckentransporte seien nicht zu beanstanden. Damit seien Tiertransporte in einem hohen Maße regelkonform. Diese Aussage stieß bei einer Mehrzahl der anwesenden Zuhörer auf großes Unverständnis, zumal die Dokumentation der Tierschutzorganisation „Animal Angels“, und die Ausführungen der praktizierenden Tierärzte erschütternde Missstände bei Kontrollen aufzeigten. Die Dringlichkeit, endlich einen Parlamentarischen Untersuchungsausschuss „Tiertransporte“ einzurichten, wurde durch die Konferenz absolut untermauert.