Pelztierzucht in Europa verursacht desaströse Umweltschäden
Martin Häusling/EFA: “Stopp der Pelztierproduktion ist sinnvoll und notwendig“
Nach wie vor werden in Europa Tiere wie Nerz, Marderhund oder Fuchs gezüchtet, um Pelze für die Mode zu produzieren. Die Haltungsbedingungen werden häufig als grausam und unzureichend kritisiert. Ein neuer Report der Tierschutzorganisation Humane Society International/Europe (HSI) deckt auf, dass darüber hinaus die Umweltauswirkungen der Pelztierhaltung sehr problematisch sind. Martin Häusling, agrarpolitischer Sprecher der Grünen im Europäischen Parlament und Mitglied im Umweltausschuss, kommentiert den aktuellen Bericht:
„Was man den Tieren in der Pelztierzucht durch katastrophale Haltungsbedingungen antut, ist nicht zu rechtfertigen und hat in der heutigen Zeit keinen Platz mehr. Auch unter ökologischen Gesichtspunkten verursacht die Pelztierzucht Umweltschäden ungeahnten Ausmaßes.
Unternehmer und Verbraucher müssen sich den wahren Umweltkosten von Pelz wie auch den verheerenden Folgen für Tiere und der Gefahren für die öffentliche Gesundheit bewusst werden. Vor allem Nerze können eine schwerwiegende Gesundheitsgefahr darstellen, weil sie bei Infektionen potenzielle Zwischenwirte für die Vogelgrippe sind. Zudem können bei ihnen Mutationen des Grippevirus auftreten, die für den Menschen gefährlich sind. In Finnland wurden deshalb Anfang August rund 70.000 Nerze und Füchse nach Auftreten von Vogelgrippe bei Möwen getötet. All das wäre vermeidbar, wenn die Zucht europaweit endlich verboten würde.
Im Vergleich mit Ersatzprodukten verursachen Pelze von Füchsen, Nerzen und Marderhunden wesentlich höhere Umweltbelastungen. Laut HSI-Bericht ist der Unterschied in der CO2-Bilanz (Treibhausgasemissionen) zwischen Pelz und den anderen Materialien enorm. Die CO2-Bilanz von Nerzfell ist im Vergleich zu Lebensmitteln mit niedrigem CO2-Fußabdruck besonders hoch: Sie beträgt beispielsweise das 115-fache gegenüber Tomaten und das 775-fache gegenüber Kartoffeln.
Zudem erfordert die Zucht von Millionen von fleischfressenden Nerzen, Füchsen und Marderhunden große Mengen Futterfleisch. Für die Herstellung eines Kilogramms Nerzfell sind 563 kg Nahrungsmittel erforderlich. Zum Vergleich: Der durchschnittliche Fleischkonsum in Deutschland lag 2022 pro Kopf bei 52kg pro Jahr. Die Verfütterung tierischer Erzeugnisse wie Fisch- und Hühnernebenprodukte an andere Tiere zur Pelzproduktion ist ineffizient und kann kaum als umweltfreundlich und nachhaltig bezeichnet werden.
Auch der durchschnittliche Wasserverbrauch wird negativ beurteilt: Mit gut 29 Liter pro Kilogramm fertigem Pelz ist er fünfmal höher als bei Baumwolle. Die Analyse zeigt, dass durch die Einstellung der Zucht von Füchsen, Nerzen und Marderhunden für Pelz in Europa jährlich fast 300.000 Tonnen (t) Kohlendioxidäquivalent eingespart würden. Außerdem würden dadurch 3.700 t Wasserverschmutzung und 11.800 t Luftemissionen eingespart werden. Damit muss auch aus Klimaschutzgründen die Pelzproduktion abgelehnt werden.
Beachtlich ist auch der Flächenverbrauch durch die Pelztierzucht: Die drei wichtigsten Pelzarten verbrauchen pro Kilogramm eine ähnlich große Fläche wie Baumwolle, und zwar zwischen 15 und 20 Quadratmeter.“
Weitere Informationen:
Link zur Studie von HSI Bericht über die Umweltauswirkung der Pelzproduktion