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Foto: Klaus-Henning Grothphoto Klaus-Henning Groth

 

Dem Wald geht es schlecht und schlechter, gut sichtbar auch bei uns in Hessen. Er leidet unter dem Klimawandel, dem Borkenkäfer oder schädlichen Pilzen, wurde nun sogar selbst vom Klimaretter zum Klimaschädling, weil er mehr Kohlendioxid abgibt, als er aufnimmt. So lautet die amtliche Diagnose des aktuellen Waldschadensberichtes, den manche als Konkursbericht des Waldes bezeichnen. Und damit steht mehr auf dem Spiel, als manche wissen.

Anlass für den grünen Europa-Abgeordneten Martin Häusling, erneut zur nunmehr dritten Waldtagung ins Kurhaus nach Bad Zwesten einzuladen und nach Lösungen zu suchen, die den Wald wieder gesund machen und diesem Lebensraum, seinen Tieren und Pflanzen und damit auch uns Menschen nutzen. Fast 200 Wissenschaftler, Praktiker und Waldbesitzer und Gäste aus ganz Deutschland folgten seinem Ruf und diskutierten am Freitag im vollbesetzten Kurhaus, was zur Rettung des Waldes getan werden kann und muss.

Das Video zur Wald-Tagung finden Sie hier!

Martin Häusling eröffnete die Veranstaltung wie in den Vorjahren. Es war an Jürgen Kaufmann, Erster Kreisbeigeordneter Schwalm-Eder-Kreis und Achim Siebert, Bürgermeister aus Bad Zwesten, mit ihren Grußworten eine gelingende Veranstaltung zu wünschen und beste Wünsche aus der Region zu übermitteln.

Häusling konnte auf renommierte Expertinnen und Experten zählen. Unter den Teilnehmenden waren unter anderem die Parlamentarische Staatssekretärin Bettina Hoffmann aus dem Bundesumweltministerium, von den zertifizierenden Institutionen Elmar Seizinger vom FSC sowie der PEFC-Vorsitzende Peter Gaffert. Christopher Reyer vom Potsdam Institut für Klimafolgenforschung eröffnete die Tagung mit einem Impulsvortrag zu den Ökosystemleistungen des Waldes. Auch Professor Pierre Ibisch von der Hochschule Eberswalde brachte seine Expertise erneut ein. Das Helmholtz – Zentrum für Umweltforschung war mit Mathias Scholz vertreten, die Forschungsanstalt für Waldökologie mit Verena Müller. Aber auch Franz Ehrnsperger, Vorsitzender der Qualitätsgemeinschaft Bio-Mineralwasser e. V. war unter den Gästen. Bereichert wurden die Diskussionen auch durch die kenntnisreichen Beiträge von Carl Anton Prinz zu Waldeck und Pyrmont, Präsident des hessischen Waldbesitzerverbandes, sowie von Mathias Graf von Schwerin, großer Waldbesitzer und Vorsitzender des Ökologischen Jagdvereins Brandenburg-Berlin. Monika Runkel vom Forstamt Hachenburg, diesjährige Trägerin der NABU-Waldmedaille, brachte eindrücklich Vorzeige-Beispiele aus der Praxis ein.

Es wurde engagiert debattiert über drei große Themenfelder, darunter auch die Zertifizierung unserer Wälder durch Qualitätssiegel. Welches ist der richtige Weg und welches ist das richtige Siegel, das eine gute und naturgemäße Bewirtschaftung voraussetzt? Hessen hat sich unter der neuen Regierung vom FSC-Siegel verabschiedet und will seine Forsten anders bewirtschaften - für einige Experten der falsche Weg. Insgesamt sind in ganz Deutschland klassische Baumarten auf dem Rückzug – Fichten vor allem, aber auch Buchen, Eichen, Eschen und Ahorn werden Opfer der Dürre, von Insekten und von Schädlingen in Form von Pilzen.

Die Teilnehmenden waren sich auch einig, dass man die erhebliche Bedeutung des Waldes für den Wasserhaushalt nicht vernachlässigen darf. Wälder dienen der Wasserhaltung, als eine Art natürlicher Schwamm der Zurückhaltung von Niederschlägen, aber auch als Hochwasserbremse bei Überschwemmungen an Flüssen. Angesichts des Klimawandels mit immer stärkeren Niederschlägen und teilweise großen Überschwemmungen sind das unverzichtbare Leistungen, die der Lebensraum Wald bringt.

Deutlich wurde erneut, dass Jäger und Förster nicht immer dieselben Ziele verfolgen. Während es den einen vorrangig um prächtige Geweihe und eine spannende Jagd zu gehen scheint, ringen die Forstleute darum, dass der Wald gesund aufwachsen und sich natürlich verjüngen kann und es deshalb viel weniger Rehe, Hirsche und Wildschweine geben darf. Viel zu häufig werden aus ihrer Sicht junge Bäume verbissen - man kann das auch im Hohen Kellerwald sehen, so Martin Häusling. Ein Wildschutzzaun ist aus Kostengründen oft nicht möglich.

Eine Fachexkursion mit interessierten Teilnehmenden unter der Leitung des Forstamtleiters Stefan Wirxel zur Abrundung der Veranstaltung findet am heutigen Samstag statt.

Das Fazit des Veranstalters Martin Häusling machte ein wenig Hoffnung: „Wir müssen den Wald retten, eine Alternative dazu ist kaum vorstellbar. Deshalb ist es wichtig, um die richtigen Lösungen zu ringen. Auf diesem Weg sind wir heute wieder ein Stück vorangekommen, wenn auch noch lange nicht am Ziel.“

 

Weiterführende Links:

1. Waldtagung 2022: https://www.martin-haeusling.eu/termine/2850-tagung-zur-zukunft-des-waldes.html

2. Waldtagung 2023 https://www.martin-haeusling.eu/termine/3027-2-wald-tagung-wald-im-klimawandel.html

Resümee eines Experten: https://holzkirchen.blogspot.com/2024/11/waldtagung-in-hessen-notfallplan-fur.html#more