Wir brauchen eine Marktpolitik für ländliche Räume und Erzeuger! Export- und Liberalisierungswahn bringt uns nicht weiter!
Brüssel - Zur Konferenz zum Milchmarkt nach 2015 heute in Brüssel, an der über 450 Vertreter aus allen Bereichen der Milchproduktionskette teilnahmen, erklärt Martin Häusling, Mitglied des Agrarausschusses und Koordinator der Grünen/EFA im Europäischen Parlament:
„Es ist erschreckend, wie sehr der blinde Glaube an den sogenannten freien Markt nach wie vor das Denken von Experten bestimmt. Anstatt in Europa stabile regionale Märkte mit qualitativ hochwertigen Produkten zu entwickeln und die Produktion am europäischen Verbrauch zu orientieren, wird an der überholten Exportorientierung und Marktliberalisierung festgehalten.“ So kommentiert Häusling die Expertenstudie zum Milchmarkt, die heute von der Kommission vorgestellt wurde.
„Diese Ausrichtung bringt in vielen Bereichen große Nachteile mit sich.
Genossenschaften werden im Milchbereich immer größer. Der Einfluss der Genossenschaftsmitglieder schrumpft, Gewinne werden nicht an Erzeuger weitergegeben. Regionen verlieren Verarbeitungsstrukturen und damit Arbeitsplätze und Wertschöpfung. Die Intensivierung und extreme Rationalisierung der Produktion geht auf Kosten der Tiergesundheit, der Biodiversität, des Klimas und der Produktqualität. Einige dieser Probleme haben die Experten heute benannt, ihre Lösungsvorschläge sind jedoch überwiegend alt und phantasielos. Die Aufforderung zur Bündelung der Landwirte geht ins Leere solange es restriktive Bündelungsgrenzen gibt. Versicherungen, die Landwirte gegen Preisschwankungen abschließen sollen, wälzen die Probleme eines deregulierten Marktes wieder nur auf die Produzenten ab. Die Stützung von Regionen, die nicht intensiv produzieren können, für eine Art Biotoppflege mit weiteren öffentlichen Geldern führt in Europa zu einer Auseinanderentwicklung von Schmutz- und Schutzregionen, - beide mit Steuergeldern gefördert. Das ist teurer Unsinn und entspricht nicht dem europäischen Ziel der nachhaltigen Entwicklung ländlicher Räume.
Wir brauchen dringend eine Monitoringstelle, die die Milchmengen erfasst, den Markt beobachtet und im gegebenen Fall über effiziente Instrumente für eine sinnvolle Marktsteuerung verfügt, so wie sie heute vom europäischen Verband der Milchbauern, dem EMB, in einer überzeugenden Präsentation vorgestellt wurde. Das EMB vereint 19 Organisationen aus 14 europäischen Ländern und ist damit die Stimme von rund 100.000 Milchbauern. Diese Stimme sollte man hören. Von der verarbeitenden Industrie kann man nicht erwarten, dass sie sich für höhere Erzeugerpreise einsetzt, das liegt nicht in ihrem Interesse. Für sie und nicht für die Erzeuger ist in den letzten Jahren Politik gemacht worden, das muss sich endlich ändern!
Agrarkommissar Ciolos hat heute Versprochen, in Kürze legislative Maßnahmen zu präsentieren. Das muss schnellstmöglich passieren. Es ist jederzeit Möglich, dass Nachfragerückgänge, zum Beispiel in Russland und leichte Produktionsanstiege in Europa das zurzeit herrschende Preisgleichgewicht kippen, dann haben wir die nächste Milchkrise, die uns viel Geld kostet und Existenzen vernichtet.“
Weitere Informationen:
Die Grünen/EFA im Europäischen Parlament - Martin Häusling
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