Geplante EU-Saatgutreform bedroht Saatgutvielfalt
Brüssel - Zu den Beratungen des EU-Agrarausschusses über die Saatgutgesetzgebung in der Union erklärt der Europaabgeordnete und agrarpolitische Sprecher der Grünen/EFA, Martin Häusling:
„Die geplante Vereinheitlichung der Saatguterzeugung in der EU setzt völlig falsche Akzente. Die angesteuerte Reform bedient vorrangig die Interessen der Industrie und drängt die Erzeuger von regional angepassten Sorten und ökologischem Saatgut in eine Nische von Kleinproduzenten ab. Ihnen wird zwar in dieser Nische mehr oder weniger freie Hand gewährt, doch eben nur dann, wenn sie eine bestimmte Betriebsgröße nicht übersteigen oder für sehr überschaubare Märkte arbeiten.
Damit spielt die Reform den industriell agierenden Agrarkonzernen in die Hände. Eine Ökologisierung der europäischen Landwirtschaft wird damit verhindert statt gefördert. Die Reform wird eine weitere Erodierung der Saatgutvielfalt zur Folge haben. Das ist absehbar.
Richtig wäre es, genau den umgekehrten Weg zu gehen. Nicht die Vereinheitlichung und die weiter geplante Beibehaltung der absolut homogenen und stabilen Sorten sollte im Vordergrund stehen. Sondern wir brauchen ein Saatgutrecht, das die Vielfalt der Sorten und damit die regional an Klima sowie Boden angepassten Pflanzen in den Mittelpunkt stellt. Was wir in Zukunft dringend brauchen, ist Saatgut, das robust ist gegenüber Krankheiten und Klimaschwankungen. Züchtung und Vermarktung solcher Sorten gehört nicht in einen Nischenmarkt. Sie muss die zentrale Rolle spielen.“