Grüne Europagruppe Grüne EFA

DSC 0240web1Wie schaffen wir die politische Trendwende für den Erhalt der Artenvielfalt – in der Naturschutz- und Agrarpolitik? Diese Kernfrage stand im Mittelpunkt unserer diesjährigen Auftakt-Tagung am 12. Januar 2016, wenige Tage vor Beginn der Grünen Woche in Berlin. Einen herzlichen Dank allen Referent*innen und Teilnehmer*innen für die gelungene Veranstaltung und engagierte Debatte!


Es ist paradox: Nahezu tagtäglich erreichen uns beunruhigende Meldungen über die dramatischen Verluste von Arten und Lebensräumen, maßgeblich verursacht durch menschliche Eingriffe. Trotz der existentiellen Bedrohung unserer eigenen Lebensgrundlagen werden selbstgesteckte Ziele vernachlässigt, vertagt und verschoben. Eine konsequente Politik bleibt aus.

Die zunehmend industrielle Ausrichtung der europäischen Landwirtschaft und der Agrarpolitik steht hierbei in besonderer Kritik. Der Naturschutz fordert eine Offensive und einen Richtungswechsel der Landwirtschaft, steht mit dem „Fitness-Check“ der EU-Richtlinien durch die EU-Kommission jedoch selbst unter Beschuss. Aber wer ist hier (un)fit und welche Schlussfolgerungen ergeben sich daraus für die EU-Agrarpolitik? Und mit welchen Instrumenten und Mitteln kann das Ziel einer Wende für die Artenvielfalt bis 2020 doch noch gelingen?

Als agrarpolitischer Sprecher unserer Fraktion die Grünen/EFA und Mitglied des Umweltausschusses im Europäischen Parlament war und ist es mir ein wichtiges Anliegen, diese Debatte politisch, wissenschaftlich und gesellschaftlich voranzutreiben.

DSC 0207web„Die Bauern haben uns reich gemacht“, führte der schleswig-holsteinische Agrar- und Umweltminister und Eröffnungsreder Robert Habeck aus. Statt zwei Dritteln verblieben den Landwirten heute nur noch 6-7% vom Brotpreis. Hätten die Deutschen in den 60er Jahren noch rund 40% ihres Einkommens für Lebensmittel ausgegeben, beträgt der Anteil heute nicht mal 15 %. Den Preis dafür haben die Landwirte gezahlt – und die Umwelt. Die Naturschutzpolitik könne diese Folgen keinesfalls ausgleichen und ermögliche nur Insel-Lösungen. Die unglaubliche Verschwendung und damit mangelnde Wertschätzung immer billigerer Lebensmittel sei zugleich eine Missachtung landwirtschaftlicher Arbeit. Statt einer Frontstellung zwischen Landwirten und Verbrauchern brauche es umso mehr den gesellschaftlichen Dialog - nicht mit geballter Faust in der Tasche, sondern der ausgestreckten Hand, um aus dem verhängnisvollen Rad von „Wachse oder Weiche“ mit all seinen Folgen rauszukommen.
Auch führe auch kein Weg daran vorbei, dass externen Umweltkosten in Produktpreise einfließen müssen. Nur so sei der wachsende Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln zu begrenzen.
Als dritte Bedingung müsse die Förderpolitik der EU geändert werden. Die letzte Agrarreform konnte ihrem Anspruch von „öffentliches Geld für öffentliche Leistungen“ nicht gerecht geworden und das Greening keine Effekte in der Fläche gebracht. Wenn man das Geld in der Landwirtschaft halten will, dass für den Umbau einer ressourcengerechten Lebensmittelerzeugung unbedingt erforderlich sei, müssen die Subventionen anders begründet werden, nach ihren Effekten statt pauschal bzw. nach Besitzverhältnissen.
Abschließend mahnte Robert Habeck, dass die Bürger nicht nur auf die Rolle von Konsumenten reduziert werden dürften und eine gesellschaftliche Debatte über faire Produkte und Erzeugung für politische Veränderungen unerlässlich sei.

160112 Artenerosion TitelIm Anschluss an die Eröffnungsrede stellte der Studienautor und Journalist Stephan Börnecke die in meinem Auftrag verfasste Studie „Die (un)heimliche Artenerosion: Eine agroindustrielle Landwirtschaft dezimiert unsere Lebensvielfalt“ vor. Eindringlich und in detailreichen Fakten beschrieb er den dramatischen Artenschwund in Europa und seine Ursachen.

DSC 0214webSusan Haffmans vom Pestizid-Aktionsnetzwerk (PAN) Germany e.V. ging im Anschluss auf die Risiken und Folgen von Pestiziden für die Biologische Vielfalt ein. Grundwasser wie Lebensräume würden durch den wachsenden Pestizid-Einsatz zunehmend belastet. Europaweit habe die Agrarlandschaft inzwischen die Hälfte ihrer heimischen Vögel verloren. Glyphosat-Präparate seien das Rückgrat des chemischen Pflanzenschutzes mit beispiellos hohen Effekten auf Biodiversitätsverluste. Ebenso beunruhigend sei der zunehmende Einsatz von Neonikotinoiden aufgrund ihrer systemischen Wirkung auf Ziel- und Nichtzielorganismen, deren Risikopotential erst nach Zulassung in ihrem Ausmaß erkannt worden sei. Fazit: Seit ca. 60 Jahren nehme die Belastung und Schädigung unserer Lebensgrundlagen beständig zu. Obwohl die daraus resultierenden Probleme von morgen schon heute da seien, werden dringend erforderliche gesetzliche Nachbesserungen verschleppt bzw. bestehende Regelungen mangelhaft kontrolliert oder umgesetzt.

DSC 0216webIn seinem anschließenden Vortrag ging Konstantin Kreiser vom NABU e.V. auf den Fitness-Check der EU-Naturschutzrichtlinien und die agrarpolitischen Erfordernisse für die Erreichung der europäischen Biodiversitätsziele ein.
Die Naturschutzpolitik sei nicht gescheitert. Vielmehr offenbare die Debatte rund um den Fitness-Check, wie wichtig den EU-Bürger der Naturschutz und politische Verbesserungen seien, die nicht in durch geänderte Richtlinien, sondern eine verbesserte Umsetzung der bestehenden Richtlinien in den Mitgliedsstaaten zu erreichen sei. Auch könne das 2020-Ziel nicht ohne Änderungen in anderen Politikbereichen erreicht werden. Die Landwirtschaft sei das am meisten genannte Problem für den Erhalt von Arten und Lebensräumen. Politische Änderungen, auch in der europäischen Subventionspolitik, seien daher unerlässlich und stellten die Frage nach einem Fitness-Check für die EU-Agrarpolitik.


DSC 0220webNorbert Röder vom Thünen-Institut Braunschweig oblag es in seinem Vortrag zu benennen, mit welchen Instrumenten und Mitteln Biodiversitäts- und Umweltziele in Europas Landwirtschaft erreicht und durchgesetzt werden können. In seinem Vortrag beschrieb er den Zusammenhang von Nutzungsintensität und Biodiversitätswirkung und die bestehenden (messbare) Einflussmöglichkeiten. Den Instrumenten, z.B. des Ordnungsrechts, des Vertragsnaturschutzes sowie der Beratung und Zertifizierung attestierte er eine begrenzte Wirkung, da prioritäre Ziele und Anreize fehlten. Maßnahmen seien nicht abgestimmt, würden teils konkurrieren, blieben freiwillig und wären gesetzlich und finanziell nicht langfristig gesichert. Als Wissenschaftler empfahl er mehr Kohärenz von nationaler und europäischer Politik in Rechtsgrundlagen, Maßnahmen und Finanzierung, aber auch der Datenerfassung.

Mit einer Theatereinlage von Fräulein Brehms Tierleben (Barbara Geiger) über das wilde Leben der Bienen war Spannung und Entspannung zugleich vor der folgenden Diskussionsrunde garantiert.

DSC 0240web Besonderer Gast der Diskussionsrunde war die Präsidentin des Umweltbundesamtes Maria Krautzberger, die mit den drei Referenten und mir der Kernfrage nach einer Trendwende für den Erhalt der Artenvielfalt in der Naturschutz- und Agrarpolitik zu schaffen sei.
Das Verhältnis von Verbrauchern und Landwirten wurde dabei ebenso diskutiert wie die Rolle des Bauernverbandes, der, solange er sein propagiertes Modell von „Wachse oder Weiche“ nicht in Frage stelle, in dieser Frage, aber auch als Interessenvertreter der Landwirte ein schwieriger Partner sein. Vielmehr müsse sich die Rolle der Landwirtschaft wandeln: als Wiederhersteller der Biodiversität betrachten und gesellschaftlich geachtet und honoriert. Das erfordere ein Umdenken beider Seiten.

Intensiv diskutiert wurde übe die bereits am Vormittag angesprochenen durch die intensive Landwirtschaft verursachten Probleme für Natur und Umwelt und den politischen Handlungsbedarf. Nicht zuletzt zeige die Situation in Deutschland, wie schwierig die Durchsetzung von Verbesserungen bzw. Instrumenten seien, insbesondere bei verschiedenen Ressort- und Ministerialzuständigkeiten. Allzu gern würde vor dieser Ausgangslage auf das Handeln Europas verwiesen und dabei außen vor gelassen, dass gerade Deutschland in den Verhandlungen der GAP-Reform 2013 für weitreichende Verwässerungen und durch zahlreiche Ausnahmen für äußerst komplizierte Regelungen, z.B. beim Greening, gesorgt habe. Festzustellen sei, dass von einer Vorreiterrolle Deutschlands innerhalb Europas nicht die Rede sein könne und von anderen Mitgliedsstaaten eingenommen werden würde. Einig waren sich alle Diskutanten, dass die Midterm- und nächste Agrarreform hier entscheidende Reformen erbringen müsse, wenn das europäische und deutsche Biodiversitäts-Ziel einer Trendwende in der Artenvielfalt bis 2020 noch Bestand haben soll.

Einen herzlichen Dank an dieser Stelle unserer wunderbaren Moderatorin, der Autorin und Journalistin Hanna Gersman, die uns mit Bravour und Frische durch diesen Tag geleitet hat.

Präsentationen:

- Konstantin Kreiser, Nabu: Wer ist hier fit? Schlussfolgerungen aus dem "Fitness-Check" der EU-Naturschutzrichtlinien für die Agrarpolitik

- Norbert Röder, Thünen Institut: Verbindliche Vielfalt – Wege zur Erreichung von Biodiversitäts- und Umweltzielen in Europas Agrarlandschaften

- Dipl. Ing. agr. Susan Haffmans, Pestizid Aktions-Netzwerk e.V.: Glyphosat, Neonikotinoide und Co: Risiken und Folgen von Pestiziden für die Biologische Vielfalt

 

Studie zum Verlust an Biodiversität durch Intensivlandwirtschaft
Börnecke, S. (2016): Wir sind dann mal weg: die (un-) heimliche Artenerosion in Europas Agrarlandschaften.
http://www.martin-haeusling.eu/images/Biodiversitaet_web_end.pdf

 

Publikationen

Screenshot KAB 2024 Martin Häusling

"One-Health-Ansatz ernst nehmen: Wege zu weniger Antibiotikaeinsatz in der Tierhaltung"
von Martin Häusling

Antibiotikaresistenzen sind weltweit auf dem Vormarsch. Die Weltgesundheitsorganisation WHO nennt die steigende Resistenz von Bakterien gegen Antibiotika eine »globale Bedrohung« für die menschliche Gesundheit, an der jährlich weltweit bereits über eine Million Menschen sterben, Tendenz steigend. Zwar fördert jeder Einsatz von Antibiotika die Bildung von Resistenzen, ihre Entstehung kann aber verlangsamt werden, und da muss nach Ansicht des Autors des folgenden Beitrages dringend angesetzt werden – in der Humanmedizin, aber auch in der Veterinärmedizin, die im Fokus des Beitrages steht. Als notwendige und machbare Schritte, um den Antibiotikaeinsatz in der Tierhaltung zu reduzieren, werden beispielsweise Änderungen an den Tierhaltungssystemen, an der Fütterung oder der Zucht genannt. Besonderer Handlungsdruck besteht beim Umgang mit den sog. Reserveantibiotika.

Link zum Artikel hier

Link zum Kritischen Agrarbericht hier

Titel Biodiv neu weg ist weg end


Zwei große Krisen der Biosphäre sind es mindestens, die keine Zweifel daran lassen, dass gehandelt werden muss. Verheerende Dürren und Waldbrände, immer neue Rekordtemperaturen, Wasserknappheit oder wahre Sturzfluten sind offensichtliche Boten der menschengemachten Klimakatastrophe und mahnen zur Umkehr und Einhaltung international vereinbarter Klimaziele. Doch parallel und angefacht und betroffen davon geht es auch der Vielfalt des Lebens auf unserem Planeten an den Kragen. Man spricht vom sechsten Massenaussterben der Erdgeschichte. Und das ist womöglich bedrohlicher als die Klimakatastrophe.

In diesem Dossier steht, woran es (auch) liegt: An der Art, wie wir mit dem Land umgehen, wie wir es bewirtschaften. Deshalb gerät unweigerlich die Landwirtschaft in den Fokus, denn sie ist nach wie vor einer der Hauptkiller der Artenvielfalt. Unsere Felder und Wiesen, aber auch unsere Moore und Wälder sind kaum noch Lebensraum und Rückzugsort einer bunten Vielfalt des Lebens. Insekten und Vögel dienen uns als Indikatoren. Doch das Tirilieren, Gesumme und Gebrumme haben drastisch abgenommen. Das Übermaß von Stickstoff und Pestiziden als enorme Belastung der Ökosysteme, ein Kahlschlag der Landschaft auch an Strukturen, der Umgang mit unseren Böden und eine weitere Intensivierung fordern ihren tödlichen Tribut.

Doch zeigen Beispiele, dass es anders geht, wenn man nur will. Und das soll uns Mut machen, gegen die nach unten weisenden „Bestandskurven des Grauens“ anzugehen und umzusteuern. Auch hier ist es nachzulesen.

Zum Download des Dossiers

 

Sammlung

Die von Martin Häusling und der grünen Fraktion im Europaparlament, Greens/EFA, herausgegebene Publikationsreihe ist ein Beitrag zur gesellschaftlichen Diskussion rund um das Thema „Welche Landwirtschafts- und Ernährungspolitik wollen wir in Zukunft haben?“. Die Publikationsreihe enthält Studien und Dossiers von Wissenschaftlern, Fachexperten und Journalisten.

Titel Antibiotika Ländervergleich
ANTIBIOTIKA REDUZIEREN - RESERVEANTIBIOTIKA BEI NUTZTIEREN VERMEIDEN
Vergleich von Strategien in verschiedenen europäischen Staaten

Frank Brendel und Andreas Striezel
Im Auftrag der Grünen im EP


English Version


Titel saatgut vermarktungsregeln studie
Zugelassene Sorten für unsere Lebensmittelproduktion unterscheiden sich heutzutage häufig nur noch in geringfügigen Ausprägungen und sind einseitig auf Leistung gezüchtet. Das ist fatal, denn Sortenvielfalt ist notwendig, wenn wir unsere Agrarsysteme zukunftssicher aufstellen wollen.

In der EU gibt es 27 verschiedene Saatgutvermarktungsregelungen, die sich zum Teil erheblich unterscheiden. Der letzte EU-Vorschlag für eine Saatgutreform 2013 war allerdings völlig unzureichend, um die Saatgutvielfalt auf unseren Äckern und in unseren Gärten zu stärken. Der Vorschlag hätte den Erhalt und die Nutzung der Artenvielfalt in der Landwirtschaft und im Gartenbau nicht befördert, sondern weiterhin uniformem, auf Ertrag gezüchtetem Einheitssaatgut den Vorrang am Markt gegeben. Die Zucht und Vermarktung angepasster robuster Sorten ist aktuell nur unter den Regeln des Öko-Rechtes möglich.

Die EU-Kommission plant ihren Vorschlag zur Novellierung des bestehenden Saatgutrechts am 6. Juni 2023 vorzulegen.

Greens/EFA fordern die Kommission auf, eine grundlegende Reform vorzulegen, die ein neues Gleichgewicht zwischen der industriellen Pflanzenproduktion und lokalen und weniger inputabhängigen Produktionssystemen wie der agrarökologischen und ökologischen Produktion herstellt.

Die Studie „Welches Saatgut für einen gerechten Übergang zu agrarökologischen und nachhaltigen Lebensmittelsystemen?“ (Deutsche Version
/ english version )

Gefährliches Spiel mit NahrungsmittelnTitel Beitrag in KAB 2023

Wie Rohstoff - und Finanzspekulationen den Hunger auf der Welt verstärken

von Martin Häusling

Der Krieg in der Ukraine hat die globale Verteilung von Getreide und Ölsaaten auf dem Weltmarkt sowie die Handelswege von Lebens- und Düngemitteln sichtbar werden lassen und an vielen und zentralen Stellen unterbrochen. Ausbleibende Getreidelieferungen haben in zahlreichen Ländern, insbesondere in Nordafrika und dem Nahen Osten, zu Versorgungsengpässen bis hin zu Hungersnöten geführt. Auf den Agrarmärkten sind die Preise für Getreide massiv gestiegen. Neben Faktoren wie dem Vorhandensein von Lagerbeständen und auftretenden Dürren bildet auch die Spekulation mit Nahrungsmitteln eine Ursache für steigende Preise. Der folgende Beitrag beleuchtet die Rolle der Spekulation mit Agrarrohstoff en und benennt die Gewinner und Verlierer dieser Art der Einfl ussnahme auf die Märkte. Den Spekulanten allein die Schuld an einer möglichen Hungerkatastrophe in die Schuhe schieben will der Autor jedoch nicht. Neben einer besseren Regulierung der Finanzmärkte, die die Spekulation mit Nahrungsmitteln unterbindet, plädiert er für weniger Produktion für Trog und Tank und eine bessere Anpassung unserer Agrarsysteme an Klimaextreme durch den Ausbau von Agrarökologie und Ökolandbau.

Titel Biodiv neu weg ist weg Vorstudie
Worum es geht
In der Biosphäre vollziehen sich zurzeit zwei menschengemachte und für das Leben auf der Erde bedrohliche Krisen, besser: Katastrophen.
Nachdem es die Klimakrise über eine lange Themenkarriere mit einer geradezu absurd flachen „Lernkurve“ bei den politisch Verantwortlichen mittlerweile in die hohe Politik geschafft hat und dort adressiert wird, konnte das der weiteren fundamentalen und mindestens ebenso bedrohlichen Krise bislang kaum gelingen: Der Biodiversitätskrise.
Zu langsam greift noch die Erkenntnis, dass es sich hier um eine Zwillingskrise handelt, die nur gemeinsam adressiert und hoffentlich gelöst werden kann. Zur Klimakrise (oder besser: -katastrophe) ist viel gesagt und geschrieben worden, hier soll es vorwiegend um die Krise der Biodiversität, vulgo: das Artensterben, gehen.

Die finale Studie wird im Mai 2023 erscheinen.

 

Mit dem Kritischen Agrarbericht veröffentlicht das AgrarBündnis e.V. seit 30 Jahren wegweisende Artikel zur bäuerlichen Landwirtschaft als Leitbild und Realität.
Im jetzt erschienenen Buch "Der kritische Agrarbericht – Impulse aus 30 Jahren" wurden 50 wichtige Aritkel der letzen 30 Jahre zusammen veröffentlicht, die an Aktualität nicht verloren haben. 

Martin Häusling ist vertreten mit:

Europa macht die Welt nicht satt
Das Recht auf Nahrung und die europäische Agrarpolitik am Scheideweg (2012)

Viel Spaß beim Lesen!

 

Im Jahr 2018 entschied der Europäische Gerichtshof (EuGH), dass durch neue genetische Modifizierung geänderte Organismen unter die Gentechnik-Gesetze der EU fallen und denselben Sicherheitsbewertungen und Kennzeichnungsvorschriften unterliegen, wie alle anderen gentechnischen Verfahren auch. Das Urteil löste eine konzertierte Lobbyarbeit der Befürworter der neuen Gentechnik aus, um diese "neue Gentechnik" von den Gentechnik-Gesetzen der EU auszunehmen.

Neben der Saatgutindustrie setzten sich auch Wissenschaftlerorganisationen wie die European Plant Science Organisation (EPSO), die European Federation of Academies of Sciences and Humanities (ALLEA) und das EU-Netzwerk für nachhaltige Landwirtschaft durch Genom-Editierung (EU-SAGE) für eine Gesetzesänderung ein.

image00001

Wer sind diese Gruppen? Warum setzen sie sich für eine Schwächung der Gentechnik-Gesetzgebung in der EU ein?

Ein im Auftrag der Grünen Fraktion im Europäischen Parlament entstandener Bericht beantwortet diese Frage, indem er die Mitglieder von drei Organisationen auf EU-Ebene und die nationalen Organisationen, denen sie angehören, untersucht. Er zeigt, dass die meisten von ihnen einen begrenzten Bereich der angewandten Wissenschaft vertreten und dass viele von ihnen materielle Interessen an der kommerziellen Nutzung der Gentechnik in der Landwirtschaft haben.

Zum ganzen Bericht (englisch): http://extranet.greens-efa.eu/public/media/file/1/7922

Zusammenfassung auf Deutsch: hier

Zur Fraktionsseite: https://www.greens-efa.eu/de/artikel/document/behind-the-smokescreen

Politischen Studie im Auftrag von Martin Häusling, MdEP & Sarah Wiener, MdEP

220515 titel studie ukraine laknerDownload als pdf

Der völkerrechtswidrige Angriffskrieg gegen die Ukraine ist für die Menschen in der Ukraine eine humanitäre Katastrophe. Neben zahlreichen menschlichen Opfern wurden auch Industrie, Land-wirtschaft sowie die Infrastruktur in erheblichem Umfang zerstört. Der Krieg wirkt sich auch auf die internationalen Agrarmärkte und die globale Versorgungssicherheit aus. Die Ukraine hat sich in den letzten 30 Jahren zu einem wichtigen Lieferanten für bestimmte Agrar-rohstoffe entwickelt und ist damit von großer Bedeutung für die globale Versorgung. Gepaart mit der ohnehin angespannten Versorgungslage auf-grund der fortschreitenden Klima-krise und der COVID-19-Pandemie, sieht sich die Weltwirtschaft nun Versorgungsengpässen und massiven Preissteigerungen bei Agrarrohstoffen gegenüber.

Aktuell leiden weltweit 873 Millionen Menschen an Hunger. Die Ukraine ist für Länder, die sich in einer akuten Ernährungskrise befinden, ein wichtiger Lieferant von Weizen und Mais. Im Jahr 2020 haben 38 dieser Ländern 34 % dieser Getreide aus der Ukraine bezogen. Prof. Dr. Sebastian Lakner, Professor für Agrarökonomie an der Universität Rostock, hat gemeinsam mit Dr. Wilhelm Klümper und Kristina Mensah in einer Studie im Auftrag von Martin Häusling, agrarpolitischer Sprecher (Grüne/EFA) im Europäischen Parlament und Sarah Wiener, Europaabgeordnete und Schattenberichterstatterin für die Strategie „Vom Hof auf den Tisch“, genauer hingeschaut.

Weitere Informationen:

Abstract der Studie "Ukraine-Krieg und globale Lebensmittelversorgung: Auswirkungen und agrarpolitische Handlungsoptionen"

Pressemitteilung zur Studienvorstellung ab 15.06.22: „Ukraine-Krieg und globale Lebensmittelversorgung: Auswirkungen und agrarpolitische Handlungsoptionen“

 

KAB logo Auch im Kritischen Agrarbericht 2022 hat Martin Häusling einen Beitrag eingebracht - im Unterkapitel "Wasser: Agrarwende dringend geboten - Wasserschutz ist nur mit einer nachhaltig agrarökologischen Landwirtschaft erfolgreich"

Weltweit steigt der Wasserverbrauch für die Landwirtschaft seit den 1950er-Jahren stark an. Wie beim Klimawandel ist die Landwirtschaft auch beim Wasser Verursacher von Problemen wie beispielsweise der Verschmutzung und einem zu großen Verbrauch, kann aber auch wichtiger Teil der Lösung sein, indem sie zu Wasserspeicherung, Grundwasserneubildung und Wasserreinigung beiträgt. Dafür muss die Landwirtschaft nach Ansicht des Autors ihre Praktiken in Richtung resilienter Systeme und Erhalt der Wasserressourcen ändern. Bewässerung – egal wie effizient konstruiert – werde das Problem nicht lösen, sondern unter Umständen sogar vergrößern. Der Autor widerspricht in diesem Zusammenhang auch der Aussage, wonach Rinder die größten Land- und Wasserverbraucher sind, und kritisiert die dieser Aussage zugrunde liegenden Berechnungsmethoden zum Wasserverbrauch.

Titel greenwashingSeit vielen Jahren ist klar, dass die Landwirtschaft in Europa nachhaltiger werden muss und eines grundlegenden Wandels bedarf. In den letzten Jahren werden vermehrt „innovative“ Techniken oder Produkte als DIE eine große Lösung vorgestellt – Beispiele dafür sind Präzisionslandwirtschaft, Indoorfarming oder Carbon Farming. Oft wird suggeriert, man könne damit nun die Probleme des landwirtschaftlichen Systems lösen, obwohl nur Teilbereiche betroffen sind. Kann Carbon Farming die Landwirtschaft klimafit machen? Ist Indoorfarming nachhaltig? Löst Präzisionslandwirtschaft die Frage der Überdüngung?

Dr. Andrea Beste, Büro für Bodenschutz und Ökologische Agrarkultur, hat in der Studie „Greenwashing & viel Technik! Vermeintlich nachhaltige Lösungen für die Landwirtschaft“ im Auftrag von Martin Häusling, agrarpolitischer Sprecher und Mitglied im Umweltausschuss (Grüne/EFA) im Europäischen Parlament, bei einigen der aktuell prominent diskutierten technischen „Nachhaltigkeitslösungen“ genauer hingeschaut und kritische Fragen zu ihrer Wirksamkeit gestellt.
Reichen die in politischen Papieren und den Medien prominent diskutierten Techno-Fixes um die Landwirtschaft in Einklang mit Ökosystemen, dem Tierwohl und den gesellschaftlichen Bedürfnissen zu bringen?

Download der Studie

Download english version: STUDY GREENWASHING & HIGH TECH - Faking it: (un-)sustainable solutions for agriculture

Titel Reserveantibiotikavon Reinhild Benning und Dr. Andreas Striezel, Autorin/Autor

Studie „Recherche zu Reserveantibiotika bei Tieren die der Lebensmittelgewinnung dienen - Reserveantibiotika als Metaphylaxe und Gruppenbehandlung verzichtbar".

In einigen EU-Ländern steigt der Verbrauch an sogenannten Reserveantibiotika in der Tierhaltung weiterhin an. Reserveantibiotika sind Wirkstoffe, die bei der Behandlung von Menschen dann herangezogen werden, wenn alle anderen Antibiotika aufgrund von Resistenzbildung versagen. Ohne wirksame Regulierungen besteht die Gefahr, dass sich Resistenzen auch gegen Reserveantibiotika bei Mensch und Tier weiter ausbreiten. Nach Daten des Europäischen Antibotika­resistenz-Surveillance-Netzwerks (EARS-Net) sterben heute schon 33.000 Menschen in Europa wegen Antibiotikaresistenzen jährlich. Ein Postantibiotisches Zeitalter droht.

Die Studie liefert wissenschaftliche Hintergründe, die die Einschränkung der Anwendung von Reserveantibiotika in der Tierhaltung – vor allem in der Gruppenbehandlung - begründen. Außerdem werden Alternativen aufgezeigt, die den Einsatz von Antibiotika deutlich mindern könnten.

Englische Zusammenfassung/
Summary of the study ‘Research on reserve antibiotics in food-producing animals

Video

Positionspapier

cow 1342261 640von
- Martin Häusling, MdEP, agrarpolitischer Sprecher der Grünen/EFA im Europäischen Parlament,
- Martina Feldmayer, agrarpolitische Sprecherin Bündnis 90/Die Grünen im Landtag Hessen,
- Dietmar Johnen, MdL, agrarpolitischer Sprecher im Landtag RLP und
- Gisela Sengl, MdL, agrarpolitische Sprecherin im Bayerischen Landtag

10 Punkte für eine nachhaltige Milchproduktion statt kostenintensiver Hilfsprogramme