Grüne Europagruppe Grüne EFA

Erneut bestätigt ein Bericht des Corporate Europe Observatory´s (CEO), dass die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) immer noch zahlreiche Experten beschäftigt, die - direkt oder indirekt - immer noch im engen Kontakt zur Industrie stehen.

Der Report "Unhappy Meal" der CEO weist dies für 122 der 209 EFSA-Experten nach.

 

Um die Lebens- und Futtermittelsicherheit in Europa garantieren zu können, braucht Europa jedoch mehr denn je eine Agentur, die garantiert unabhängig und in den Schutzinteressen der Verbraucher arbeitet. Bereits 2010 habe ich im Rahmen des Rücktritts der damaligen EFSA-Präsidentin Diána Bánáti zu einer grundlegenden Reform der Behörde aufgerufen. Der Bericht belegt unsere Kritik, dass die 2009 eingeführten Verschärfungen bei der Überprüfung der Experten unzureichend waren und die Behörde die Warnungen nicht verstanden hat. Nun ist nicht nur die EFSA sondern auch die Kommission gefragt, endlich die Verwicklung zwischen der Behörde zur Lebensmittelsicherheit und der Industrie zu beenden.

 

Details zum CEO Bericht „Unhappy Meal“

Ziel des Berichts: Darstellung der neuen Strategien zur Sicherstellung der Unabhängigkeit der EFSA-Mitglieder von Wirtschaftsinteressen. Hauptaussage: Interessenkonflikte der Ausschussmitglieder sind noch immer vorhanden.

Grundproblem: Nach Streit um die Abhängigkeit der EFSA-Mitglieder von der Wirtschaft, führte die EFSA eine Prüfung zur Sicherstellung der Unabhängigkeit der Mitglieder ein. Dieses Ziel sei laut des Autors nicht erreicht worden: 122 von 209  Wissenschaftlern haben noch immer direkte oder indirekte Bindungen zur Wirtschaft (2013). Alle Ausschussvorsitzenden (außer zwei) und 14 von 21 Vizepräsidenten haben Interessenskonflikte

Kritik des Autors: Bindungen zum kommerziellen Sektor heiße nicht, dass ein Experte für seine Überzeugung oder Denkansatz kritisiert werde, aber er/sie könne nicht frei vom Einfluss der Wirtschaft sein, auch wenn dies oft unbewusst geschehe. Seine Quellen: Anhang, ansonsten Internetseite der EFSA vom 29. April 2013

Verlauf der Erneuerung der EFSA:

- Im Frühling 2012 wurden 8 von 10 Ausschüssen erneuert

- EFSA schloss 85 von 201 Experten von den Ausschüssen aus

 

Nach welchen Kriterien ging die EFSA vor?

EFSA unterteilte Mitglieder in Mitglieder mit Interessenskonflikt und Mitglieder ohne Interessenskonflikt. Ein Interessenkonflikt besteht, wenn die Funktion bei EFSA ausgenutzt wird, um persönliche oder gemeinschaftliche Vorteile für einen Verband, Konzern etc herauszuschlagen. Die Gefahr dafür sei besonders hoch, wenn der Wissenschaftler mehr 25% seiner Forschungsförderung aus der Wirtschaft beziehe. Die Mitglieder müssen ihre Tätigkeiten außerhalb der EFSA auf einem Formular angeben, diese werden von neun Experten durchgegangen. Es wird nicht überprüft, ob die Angaben der Wissenschaftler stimmen.

Laut EFSA sei es selbst dann kein Problem, wenn einer der Wissenschaftler im Ausschuss einen Interessenskonflikt habe (auch wenn dies natürlich vermieden werden soll), da dies durch die anderen Ausschussmitglieder ausgeglichen würde. (Prinzip der "Kollegialität".)  Weiteres Argument von ehemaligen EFSA-Mitglied (Alex Bach): Wenn man Geld für die Forschung von einer Firma beziehe, sei man abhängig. Wenn das Geld von mehreren Firmen bezogen würde, sei dies nicht der Fall.

Das ILSI-Problem

Eine Kategorie der Unabhängigkeitserklärung der Wissenschaftler von EFSA lautet "Gemischtes". In dieser werden ILSI-Aktivitäten angegeben (Laut des Autors: 18). Roland Franz ist Mitglied des Ausschuss CEF (Food contact materials, Enzymes, Favourings and Processing Aids), zudem ist er Gutachter für einen ILSI Europa Report zum Thema "mehrlagige Verpackungen für Lebensmittel und Getränke". Claudia Heppner, Vorstand der "Lebensmittelbestandteile und Verpackungseinheit" erklärt: Franz sei nur Berater. Roland Franz ist Mitglied im wissenschaftlichen Ausschuss 2012 von ILSI Europäischen Essensverpackungen gewesen. Zudem hielt er dort eine Präsentation. Claudia Heppner verteidigt: Er habe nur Ratschläge erteilt und Ergebnisse präsentiert. Roland Franz ist nur von den Ausschüssen ausgeschlossen, wenn es um PET geht, da dies einer seiner Forschungsbereiche ist. EFSA sortierte 10 Mitglieder 2009 aus und gab ihnen die Möglichkeit zwischen ILSI und EFSA zu entscheiden.

Alan Boobis ist ehemaliges Mitglied des CONTAM-Ausschusses (2009-2012). Er wurde 2009 vor die Wahl gestellt und entschied sich für EFSA. Dafür verließ er ILSI Europe´s Board of Directors, ILSI´s Board of Trustees und RISK21 sowie das HESI/ILSI Programm. EFSA hatte dennoch Vorbehalte, also ging er zu ILSI zurück. Es erschien ihm nicht fair, aber EFSA sei in einer schweren Position gewesen. Er fühle sich nicht ungerecht behandelt und sei glücklich, dass ILSI ihn erneut aufnahm.

Peter Farmer ist Mitglied des CONTAM-Panels (Contaminates in the Food Chain), er arbeitet bei ILSI´s Health and Environmental Science Institute (HESI). In seiner Selbsterklärung steht, er sei Mitglied des Biomonotoring Technical Committees bei ILSI. Bei EFSA falle dies in den Bereich EFSA´s Scientific Committee und nicht in den CONTAM-Ausschuss. Da Biomonitoring-Daten im CONTAM-Ausschuss laut Farmer nur benutzt werden, wenn diese vorhanden seien (laut Farmer selten) bestehe kein Interessenskonflikt.

Ein weiteres Problem mit ILSI sei, dass das Institut bei der Selbstbeurteilung von den EFSA-Mitgliedern oft als non-profit-Organisation angegeben wird.

Zahlen:

→ 122 von 209 Experten haben laut dem Autor noch immer starken Kontakte zur Wirtschaft (das sind 58,37%). Diese Experten dominieren alle Ausschüsse außer einem (Plant Health), alle anderen werden von ihnen dominiert. 22 Informationen von Mitgliedern wurden von dem Autor nicht bewertet, da unvollständig.

Besonders der Ausschuss für Diätprodukte, Ernährung und Allergien (NDA) ist mit 17 von 20 Mitgliedern betroffen. Es gibt keinen Unterschied zwischen neu eingeführten und alten Ausschüssen. 460 Interessenskonflikte existieren bei der EFSA laut dem Autor.  In zehn Fällen hat die EFSA bei der Auswahl der Mitglieder laut des Autors die eigenen Regeln ignoriert.

Gründe zur bleibenden Beeinflussung der Wirtschaft der EFSA:

1) Ein Wissenschaftler wird nur von einem Ausschuss ausgeschlossen, wenn das aktuelle Thema seine Kontakte zur Wirtschaft betrifft (Beispiel des Autors: Wenn es einen Fast-Food-Ausschuss gäbe und ein Wissenschaftler bei einem Fast-Food-Konzern für Kohlenhydrate zuständig ist, dürfte er an der Ausschusstagung zum Thema Kohlenhydrate nicht teilnehmen, aber an allen anderen).

2) Einige Verbindungen werden noch immer toleriert. Zum Beispiel jene zum think-tank ILSI, obwohl dies in der Vergangenheit der Kernpunkt der Streitereien mit EFSA waren.

3) Keine Cooling-off Periode wenn Experten aus der Wirtschaft kommen

4) Selbstbeurteilung der Experten, nicht einmal öffentlich zugängliche Daten werden überprüft. Nur die Erklärung der Wissenschaftler, keine Bindung zur Wirtschaft zu haben, reichen. Ein weiteres Problem der Selbstbeurteilung ist die Kategorie "Gemischtes". Neben ILSI-Aktivitäten werden dort auch oft namenhafte Wissenschaftsverbände und einige Zeitschriften angegeben. Diese überleben oft nur durch vermögende Privatsponsoren (Konzerne, Privatpersonen aus der Wirtschaft).

5) EFSA-Mitglieder werden nicht genug bezahlt (Mitglieder bekommen Unkosten erstattet, Berichterstatter, Vorsitzende und Vizevorsitzende bekommen geringes Gehalt), um lukrative Angebote der Wirtschaft auszuschlagen.

6) Auch die milden Regeln der EFSA werden gebrochen (der Autor denkt, wenn die EFSA ihre eigenen Regeln einhielte, wären sieben Vorsitze und drei Vize-Vorsitze nicht besetzt)

7) EFSA hat keine eigenen Wissenschaftler, sondern Wissenschaftler von außerhalb

8) Selbsterklärung für die Wissenschaftler sei unübersichtlich und unvollständig (Kategorie für Konferenzen, Workshops etc. fehle)

9) Es gibt für Organisationen viele Möglichkeiten, um sich bei der EFSA als unabhängige auszugeben

10) Probleme mit EU-Förderprogrammen: Oft von ILSI koordiniert (auch wenn nicht Geldgeber)

 

erstellt 11.11.13

Publikation

KAB

Zunehmende Probleme beim Pestizideinsatz erfordern entschiedenes Umdenken

von Martin Häusling im Kritischen Agrarbericht 2019

Pestizide gelten in der Agrarindustrie seit dem Zweiten Weltkrieg als »unentbehrlich«. Dabei ist die Geschichte ihres Einsatzes gekennzeichnet von Sicherheits- und Unbedenklichkeitserklärungen, von auftretenden Problemen und daraus zwingend erforderlichen Verboten. Die Grundlagen eines auf intensiven Pestizideinsatz setzenden Anbausystems sind die Züchtung auf Hochertrag, intensive Stickstoff düngung und enge Fruchtfolgen. Doch anstatt dieses System angesichts der Folgen für Mensch, Natur und Umwelt insgesamt infrage zu stellen, wird am Pestizideinsatz festgehalten – trotz zunehmender Zweifel an diesem Anbausystem auch aus der Wissenschaft. Die eigentlich fortschrittliche EU-Gesetzgebung zur nachhaltigen Verwendung von Pestiziden, die auf Pestizidreduktion setzt, wird von allen Mitgliedstaaten mehr oder weniger unterlaufen. Für den Autor des folgenden Beitrages ist die Zeit der Agrarchemie vorbei und agrarökologische Anbausysteme notwendig. Ähnlich dem Klimaabkommen von Paris fordert er ein internationales Abkommen zum
Pestizidausstieg.

Link zum vollständigen Beitrag "Die Uhr tickt"

Online Vollversion Kritischer Agrarbericht 2019

160606 Faltblatt Neu Züchtungsmethoden Gentechnik NBTInfo-Faltblatt

Der Schutz von Umwelt und Gesundheit ist in der Europäischen Union ein wichtiges Ziel. Um Menschen, Tiere und Pflanzen vor Gefahren zu bewahren, gelten in der EU spezielle Gesetze für gentechnisch veränderte Organismen (GVO) in der Landwirtschaft1. Vor der Zulassung für den Anbau oder die Verwendung in Lebens- oder Futtermitteln müssen mögliche Risiken durch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA)2 geprüft werden. Wer GVO verkauft, muss diese eindeutig auf der Packung kennzeichnen. Die EU-Gentechnikgesetze haben mehrere Schwächen. So müssen Milch, Eier und Fleisch von Tieren, die mit GVO gefüttert wurden, nicht gekennzeichnet werden. Auch beruht die Risikoprüfung auf Studien, die von der Industrie selbst durchgeführt werden. Doch immerhin haben die EU-Gesetze dazu beigetragen, die europäische Landwirtschaft weitgehend gentechnikfrei zu halten.

Weiterlesen im Faltblatt

140926 Titelbild SuperweedsRESISTENTE UNKRÄUTER BEDROHEN DIE ERNTE!

SUPERWEEDS - DAS PRINZIP INDUSTRIELLE LANDWIRTSCHAFT IN DER SACKGASSE!

Gentechnik in den USA:
Herbizidresistente Unkräuter; steigende Mengen und toxische Wirkung von Herbiziden, die auf die Pflanzen versprüht werden; Verlust von biologischer Vielfalt durch den Herbizideinsatz sowie das Ausbleiben der erhofften Ertragssteigerungen.
Dies alles veranschaulicht der Gentechnikexperte Christoph Then in der von den europäischen Grünen und mir in Auftrag gegebenen Studie.
Aber auch bei uns entwickeln Unkräuter und Schädlinge Resistenzen gegen einige der angewandten sogenannten „Pflanzenschutz“-Mittel – allen voran Glyphosat - und verbreiten sich mehr und mehr. Dieses Problem ist in der Öffentlichkeit noch weitgehend unbekannt. Umso wichtiger, dass Runa Boeddinghaus in ihrem Beitrag zur Studie dieses genau beleuchtet.

 

Studie zu resistenten Unkräutern, die inzwischen auch in Europa Ernten bedrohen, 2014
Then C.; Boeddinghus R. 2014: Superweeds – Resistente Unkräuter bedrohen die Ertnte! Das Prinzip industrielle Landwirtschaft in der Sackgasse.
http://www.martin-haeusling.eu/images/BroschureSuperWeeds_Web_.pdf

hamburg-212405 640Seit Wochen steht das TTIP im Brennpunkt der öffentlichen Diskussion. Auch die Zeitschrift Politische Ökonomie sowie das Slowfood Magazin haben in ihren jüngsten Ausgaben das geplante Abkommen zum Debattenthema gemacht und haben Beiträge von mir veröffentlicht.

Slowfood Magazin 2/14 Freihandel - der große Ausverkauf

Politische Ökologie Band 136 (3/14), S.128ff - Chlorhühnchen und die Demokratie_Transatlantisches Freihandelsabkommen

140123 Titel Cyberkrieg GVOKritische Bestandsaufnahme einer neuen Dimension der Gentechnik.

Eine Studie im Auftrag von Martin Häusling, MdEP

Autor: Christoph Then

Eine neue Generation von Gentec-Pflanzen steckt in der Pipeline. Viele davon sind in den USA schon im Einsatz. Nach wie vor sind die Eigenschaften Herbizidresistenz und Insektengiftproduktion vorherrschend, aber inzwischen auf einem ganz anderen Niveau: Diese gentechnisch eingebauten Eigenschaften werden zunehmend in sogenannten Stacked Events gekreuzt. Spitzenreiter unter diesen Kreuzungen sind Pflanzen, die gegen vier Unkrautvernichtungsmittel gleichzeitig resistent sind und ein halbes Dutzend Insektengifte auf dem Acker produzieren – 24 Stunden lang, jeden Tag.

140113 Titelbild TTIPKein transatlantisches Freihandelsabkommen auf Kosten europäischer Verbraucher!
Eine kritsche Analyse zum Freihandelsabkommen EU-USA

13.01.14 Eine Studie im Auftrag von Martin Häusling, MdEP
Autoren: Reinhild Benning, Stephan Börnecke, Pia Eberhardt, Karen Hansen-Kuhn, Hannes Lorenzen, Arnd Spahn

Seit Juni 2013 verhandeln Europa und die USA über die bisher größte Freihandelszone der Welt – das transatlantische Freihandelsabkommen (TTIP). Mit Nachdruck werden dies- und jenseits des Atlantiks die vermeintlich positiven Effekte für ein dringend benötigtes Wirtschaftswachstum in Zeiten der Krise gepriesen. Doch die so einmütig beschworene „Win-Win-Situation“ klammert aus, welch tiefgreifende Interessenskonflikte im Agrar-, Umwelt- und Verbraucherschutzrecht hinter den Verhandlungen stecken.

Positionspapier

Video

180321 ARD BayerMonsanto

Mit Glyphosat und Gen-Saat - Wie Bayer mit Monsanto die Landwirtschaft verändern will

vom 22.03.2018 | 43 Min. | Verfügbar bis 22.03.2019 | Quelle: Das Erste

Es soll die größte Fusion der deutschen Wirtschaftsgeschichte werden: Bayer aus Leverkusen will den US-Konzern Monsanto übernehmen, der den umstrittenen Unkrautvernichter Glyphosat herstellt. Auf dem Weg zur Fusion lauern große Risiken.