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Quelle: https://www.topagrar.com/management-und-politik/news/gap-massnahmen-wissenschaftler-empfiehlt-geaenderte-zusammensetzung-von-bluehstreifen-12451809.html

Autor: Konstantin Kockerols / Top Agrar / 14. Jan 2021

 

Die EU-Kommission legt konkrete Vorschläge für die Öko-Regelungen vor. Im Europaparlament diskutieren derweil Abgeordnete mit Wissenschaftlern neue Konzepte für eine artenreichere Agrarlandschaft.

Die Debatte um die Ausgestaltung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) hält an. Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) hat jüngst Vorschläge zur Ausgestaltung der GAP in Deutschland vorgelegt. Auch in Brüssel wird weiter diskutiert. Der Agrarausschuss des Europaparlaments setzte das Thema Biodiversität in der Agrarlandschaft in einer Sitzung am Montag auf seine Tagesordnung. Derweil schafft die EU-Kommission Fakten und legt konkrete Vorschläge für Maßnahmen vor, die künftig als Eco-Schemes (Öko-Regelungen) gefördert werden könnten.

Vorschläge für Eco-Schemes

Die Liste der potentiellen Öko-Regelungen ist lang und umfasst neben bekannten Maßnahmen aus den Bereichen Agrarökologie und integriertem Pflanzenbau nun auch Tierwohl- und Agroforst-Maßnahmen. Konkret nennt die Kommission beispielsweise die Weidehaltung von Rindern, konservierende Bodenbearbeitung oder den Anbau von Pflanzensorten, die widerstandsfähiger gegenüber Klimaveränderungen sind, als förderfähige Praktiken. Die Öko-Regelungen sollen aus Mitteln der Ersten Säule finanziert werden. Die Maßnahmen sollen zu den Zielen des EU-Green Deal beitragen. Wichtig ist der EU-Kommission, dass die Maßnahmen regionalen Bedürfnissen angepasst werden und die Liste daher als Grundlage für die Debatten über die nationalen Strategiepläne anzusehen ist. Wo die Brüsseler Behörde Handlungsbedarf für Deutschland hat sie bereits in einem Leitfaden klar gemacht, der zur Zeit zwischen Bund und Ländern diskutiert wird.

Wissenschaftler fordert artenreichere Blühstreifen

Das Europaparlament hat mit Wissenschaftlern über die Auswirkungen von Blühstreifen debattiert, die im Rahmen des Greenings von vielen Landwirten angelegt wurden. Bisher werden mit Blühstreifen vor allem die Bestäuber unter den Insekten unterstützt, hielt Felix Wäckers von der Universität Wageningen laut „aiz.info“ fest. Zukünftig sollen die Blüten verstärkt danach ausgesucht werden, ob sie über die Vermehrung von Nützlingen auch den natürlichen Pflanzenschutz verbessern, erklärte der Professor bei einer Anhörung in dieser Woche im Agrarausschuss des EU-Parlaments. Blühstreifen sollten von ihrer Anlage her und von der Mischung der Blütenpflanzen Bestäubern und Nutzinsekten gleichzeitig zugutekommen. Die Landwirte sollten die Artenvielfalt nicht als Belastung, sondern als eine Chance ansehen, bedeutete Wäckers den Abgeordneten im Ausschuss. Der Professor hat ausgerechnet, dass die Landwirtschaft weltweit einen Nutzen von 90 Mrd. € pro Jahr durch die Bestäuber hat und einen noch größeren Nutzen von 320 Mrd. € pro Jahr durch den natürlichen Pflanzenschutz.

Kritik der Parlamentarier

Wie das Nachrichtenportal „aiz.info“ berichtet, blieben die meisten EU-Abgeordneten im Agrarausschuss skeptisch gegenüber den Forderungen aus der Strategie für den Artenschutz der EU-Kommission. Ulrike Müller (Freie Wähler) aus Deutschland fragte nach, ob der Artenschutz wirklich ein überzeugendes Geschäftsmodell für die Betriebe sei, wie es die EU-Kommission behaupte. Am Schluss bleibe der Landwirt auf den Kosten sitzen und werde selbst gefährdet, gab Müller zu bedenken. Die von der EU-Kommission vorgeschlagenen 10% der Ackerfläche für den Artenschutz seien viel zu oberflächlich, bemängelte der italienische Christdemokrat Herbert Dorfmann. Für Gegenden wie die Alpen, in denen es ausreichend Flächen für den Erhalt der Arten gebe, seien die 10% viel zu hoch, warf Dorfmann ein. Die Strategie der EU-Kommission sei für ihn besserwisserisch und lasse die Landwirte außen vor.

Unterstützung der Grünen

Laut „aiz.info“ verteidigte der Deutsche Martin Häusling von den Grünen die Ideen der EU-Kommission zum Artenschutz. Für Häusling ist der Rückgang der Arten ähnlich bedrohlich wie der Klimawandel. Zudem wies er seine Kollegen darauf hin, dass die EU-Kommission nicht 10% der Ackerfläche stilllegen wolle, sondern lediglich die Agrarchemie von diesen Flächen verbannen wolle.

Video

Podcast

Tagesgespräch mit Martin Häusling (Grüne): Artensterben mindestens so schlimm wie Klimawandel
aus der Sendung vom Fr., 27.10.2023 18:05 Uhr, SWR2 Aktuell, SWR2 , Jenny Beyen

https://www.swr.de/swr2/leben-und-gesellschaft/martin-haeusling-gruene-artensterben-mindestens-so-schlimm-wie-klimawandel-100.html

 230305 Weltspiegel Getreide Spekulation


Weltweit: Die Zockerei mit Getreidepreisen | WDR für Das Erste

An der Hauptstraße nach Nouakchott sitzt sie und siebt Weizen aus dem Sand – jeden Tag. Was hier liegt, weht der Wind von den LKW. Fatimetou ist eine von vielen Frauen, die so ihren Unterhalt bestreiten. In einem Land, in dem Lebensmittelkosten den Großteil des Einkommens ausmachen, ist jedes Weizenkorn wertvoll. Auch Fatimetou merkt, dass alles plötzlich mehr kostet. Warum aber und wer dahinter steckt, das wisse sie nicht, sagt sie.

Mauretanien ist abhängig von Getreide aus dem Ausland. Wenn die Lieferungen ausbleiben, dann steigt der Preis. Aber das ist nur ein Teil des Problems. Denn eigentlich wird weltweit genug Weizen produziert. Doch der Rohstoff ist zum Spekulationsobjekt geworden.
Getreide – ein Spekulationsgeschäft

Paris. Hier sitzt die wichtigste Handelsbörse für Weizen in Europa: Euronext. Neben der Rohstoffbörse in Chicago die weltweit größte und wichtigste. Ein Teil der Ernte wird hier gehandelt: Dabei sichern Getreidehändler ihre millionenschweren Weizen-Lieferungen mit Termingeschäften ab, sogenannten Futures.

Lange vor der Ernte verkaufen Landwirte ihre Ware und garantieren die Lieferung einer bestimmten Menge. Händler kaufen für einen fixen Preis und übernehmen so das Risiko einer schlechten Ernte. Steigt der Preis in der Zeit bis zum Fälligkeitstermin, profitiert der Investor. Sinkt er, erhalten die Landwirte dennoch den vereinbarten Preis – eine Art Versicherung. Und normalerweise ein Win-Win-Geschäft für alle Seiten. In Krisenzeiten aber setzen Investoren und Spekulanten auf stark steigende Kurse und treiben mit Milliardensummen den Preis in Rekordhöhen.

Zu diesem Ergebnis kommt die Investigativ-Journalistin Margot Gibbs. Mit einem internationalen Team hat sie Daten analysiert, um zu verstehen, warum sich der Weizenpreis bei Kriegsbeginn innerhalb weniger Wochen verdoppelte. Offenbar pumpten Investoren große Mengen Geld in den Markt. Aber wer? Die meisten Käufer blieben anonym. Lediglich für zwei börsengehandelte Fonds, sogenannte ETFs, konnte Gibbs‘ Team massive Investitionen nachweisen.

"Wir haben herausgefunden, dass die beiden größten Agrar-ETFs in den ersten vier Monaten 2022 für 1,2 Mrd. Dollar Weizen-Futures gekauft haben – verglichen mit 197 Millionen für das gesamte Jahr 2021. Das war sehr auffällig", erzählt die Investigativ-Journalistin. Dass innerhalb kürzester Zeit viel Geld in die Märkte fließt, ließ sich zuvor bereits bei der Finanzkrise und der Schuldenkrise beobachten. Das Problem: Danach sank der Preis nie wieder ganz auf Vor-Krisen-Niveau. Mit drastischen Folgen für die betroffenen Länder. Im Sommer 2022 verschärfte sich die Lage in Mauretanien dramatisch.
Eingriff zwingend notwendig

Mamadou Sall ist verantwortlich für die Lebensmittel-Beschaffung beim World Food Programme. Hunderttausende sind vom Hunger bedroht. Hier gibt es Probleme mit dem Nachschub. Aber nicht, weil der Weizen fehlt, sondern das Geld. Die Auswirkungen von Krieg und überhöhten Weltmarktpreisen – so sehen sie aus: "Die größte Herausforderung ist, dass wir mit den Spenden, die wir bekommen, immer weniger Hilfsgüter einkaufen können. Für das Geld, mit dem wir früher 100 Tonnen Weizen bezahlen konnten, bekommen wir bei den derzeitigen Preisen nur noch fünfzig Tonnen. Und die Auswirkungen für die Hilfsbedürftigen sind massiv."

Um genau solche Fehlentwicklungen künftig zu verhindern, gab es bereits nach der letzten Ernährungskrise 2011 Rufe nach staatlicher Regulierung. "Eine ganze Reihe von Leuten hat sich zu Wort gemeldet, einige sogar aus der Branche und sagten: Dieser Markt ist kaputt. Er folgt kaum noch den Grundsätzen von Angebot und Nachfrage. Er ist eine reine Wettbude", sagt Margot Gibbs. Doch sämtliche Regulierungsversuche verliefen weitgehend im Sande.

Im Haushaltsausschuss des EU-Parlamentes saß auch damals schon Martin Häusling. Er kann sich noch gut an die Debatten der vergangenen Jahre erinnern. Die Diskussion war am gleichen Punkt wie heute. Für den gelernten Bio-Landwirt sind deshalb auch die Forderungen noch die gleichen wie damals. "Wir müssen als erstes eine Spekulations-Bremse einziehen, wenn wir merken, da wird offensichtlich darauf spekuliert, dass der Preis steigt. Da muss die Politik eingreifen können und den Preis müssen wir dämpfen."
Große Konzerne mit zu viel Macht

Doch das Problem reicht tiefer. Ein Grund für die Einladung zur Spekulation in Krisenzeiten liegt in der globalen Marktkonzentration: Fünf internationale Agrarkonzerne teilen sich untereinander drei Viertel des Welthandels an Agrarrohstoffen. Es sind die sogenannten ABCD-Konzerne: Archer Daniels Midland, Bunge, Cargill und Louis Dreyfus. Zusammen mit dem chinesischen Agrargigant Cofco bilden sie die "Big Five", die Großen Fünf. Wie viele Millionen Tonnen Weizen in ihren Lagern wartet, ist Geschäftsgeheimnis. Zu einer Veröffentlichung sind sie nicht verpflichtet. Eine Einladung für Spekulanten.

"Ja, wir müssen uns überlegen, wie wir die Macht sozusagen von diesen großen Konzernen auch ein Stück weit eindämmen. Dass wir sehen, dass die nicht das ganze Geschäft übernehmen, sondern dass wir zum Beispiel auch dafür sorgen, größere Reserven in staatlicher Hand zu haben", sagt Martin Häusling.

Passiert nichts, dann bleibt der lebenswichtige Rohstoff Weizen Spekulationsobjekt und Druckmittel im politischen Poker: Nach dem Getreideabkommen zwischen Russland und der Ukraine fiel der Weizenpreis. Doch in wenigen Tagen läuft das Abkommen aus. "Die Gefahr ist, wenn das Getreideabkommen nicht verlängert wird, dann stehen wir tatsächlich wieder vor der Frage: Wie kommt das ukrainische Getreide auf die Märkte? Und dazu haben wir noch das Problem, dass irgendeine Handelsroute geschlossen ist, die Spekulationen anfangen und der Getreidepreise durch die Decke geht", erklärt Häusling weiter.

Doch selbst wenn weiterhin ukrainische Weizenschiffe ablegen können, die nächste globale Krise wird kommen – ob Krieg, Naturkatastrophen, Epidemien – und mit ihr die Spekulation.

Autor:innen: Tatjana Mischke / Martin Herzog

Stand: 05.03.2023 19:12 Uhr

230213 action against NewGMO

13.02.2023 #global2000 #lebensmittelsicherheit
Über 420.000 Menschen fordern europaweit: Neue Gentechnik (NGT) in Lebensmitteln auch weiterhin regulieren und kennzeichnen. #ichooseGMOfree - Mit unserem Essen spielt man nicht!

Strenge Risikoprüfung und Kennzeichnung für #NeueGentechnik sichern! Volle Unterstützung für unsere Kolleg:innen, die in Brüssel die Petition, inkl. unserer #PickerlDrauf-Unterschriften, an die Europäische Kommission überreichen!

Eine breites Bündnis von mehr als 50 Organisationen aus 17 EU-Mitgliedstaaten hat eine Petition an die Europäische Kommission gerichtet, in der wir fordern, dass Neue Gentechnik-Pflanzen auch reguliert und gekennzeichnet bleiben.

Danke an alle, die sich hinter unsere Forderungen gestellt haben und sich für die Wahlfreiheit der Bäuerinnen und Bauern und Konsument:innen einsetzen!

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