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Autor: Thomas A. Friedrich - Top Agrar vom 22.01.2019 

 

Rumänischer Agrarminister lässt viele Fragen von EU-Abgeordneten unbeantwortet

Der rumänische Agrarminister will die Themen Afrikanische Schweinepest, Antimikrobielle Resistenzen und Eiweißpflanzen zu Schwerpunkten der EU-Ratspräsidentschaft machen. Dies kündigte der Rumäne im Umweltausschuss des EU-Parlaments am Dienstag in Brüssel an. Fragen zum Tierwohl und Transparenz bei Pflanzenschutzmitteln blieben unbeantwortet.

Der Kampf gegen die Afrikanische Schweinepest (ASP), die Eindämmung von Antimikrobiellen Resistenzen (AMR), die Einführung neuer Eiweißpflanzen und der Schutz von Landwirten und Verbrauchern im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) bilden die Schwerpunkte der rumänischen Ratspräsidentschaft im Agrarbereich. Dies sagte der rumänische Landwirtschaftsminister Petre Daea bei seinem ersten Gedankenaustausch mit dem Umweltausschuss (Envi) im Europäischen Parlament (EP) am Dienstag in Brüssel.

„Die landwirtschaftlichen Erzeuger müssen bei ihrer Tätigkeit technologisch so ausgestattet werden, dass die Umwelt geschützt und die Verbraucherwartungen erfüllt werden“, sagte Daea im EP-Ausschuss für Umweltfragen, öffentliche Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (Envi).

Die rumänische Ratspräsidentschaft wolle sich dafür einsetzen, dass die Landwirtschaft in Europa produktiv und effizient arbeiten könne, um gesunde Lebensmittel zu erzeugen. Die GAP-Reform 2021-2027 solle dazu entsprechende Lösungen bereitstellen.

Biotechnologie stärker nutzen und neue resistente Sorten auf den Markt bringen

Durch eine verstärkte Forschung solle das Potential der Biotechnologie genutzt werden, um neue Pflanzensorten zu kreieren, die Resistenzen gegen Trockenheit und Seuchen bieten. Rumänien respektiere zwar den Richterspruch des Europäischen Gerichtshofes zu neuen Gentechniken wie Crispr und die Genschere. Aber die grüne Biotechnologie biete Chancen auch den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln in der Landwirtschaft zu begrenzen. „Unkrautbewuchs in den Kulturen kann 30 bis 50 Prozent des Produktergebnisses der Landwirte drücken“, erinnerte Daea und sprach sich für einen umweltschonenden Einsatz von Pflanzenschutzmitteln aus.

Auf die Frage des grünen EU-Abgeordneten Martin Häusling, wie Daea als Ratspräsident darauf einwirken wolle, dass mit der GAP-Reform die Landwirtschaft mit dazu beitragen könne, dem Verlust der Artenvielfalt entgegenzuwirken und ihren Beitrag zum Klimaschutz zu leisten, erhielten die Envi-Abgeordneten im Ausschuss nur vage Antworten. Auch beim Thema Tierwohl und der ausstehenden Entscheidung über die Verbesserung der Verordnung zum Lebendtransport von Tieren quer durch die EU, ließ Landwirtschaftsminister Daea konkrete Aussagen vermissen.

Daea kündigte indessen an, dass die rumänische Ratspräsidentschaft eine AMR-Konferenz durchführen werde und neuen stickstoffbindenden Pflanzen sowie dem Eiweißanbau in der EU eine Priorität einräumen werde. Damit solle die hohe Abhängigkeit von Sojaimporten in Zukunft signifikant reduziert werden.

Ratspräsidentschaft will Afrikanische Schweinepest in gemeinsamer Kraftanstrengung eindämmen

Als von der Afrikanischen Schweinepest besonders betroffenes Land, werde Rumänien ebenso ein besonderes Augenmerk auf Schutzmaßnahmen zur Eindämmung von ASP auf internationaler Ebene legen.

Die Frage eines EU-Abgeordneten, ob sich Rumänien in diesem Zusammenhang für die Entwicklung eines ASP-Impfstoffes stark machen wolle, ließ Daea ebenso unbeantwortet, wie das Auskunftsinteresse von Ulrike Müller von den Freien Wählern, ob die Ratspräsidentschaft mit dafür Sorge tragen wolle, dass bei der anstehenden Umsetzung des Allgemeinen Lebensmittelrechts, die soeben beschlossenen Transparenzkriterien in Bezug auf Pflanzenschutzmitteleinsatz in der Landwirtschaft Anwendung finden.

„Rumänien geht es bei der GAP-Reform darum alle Instrumente zu nutzen, um die landwirtschaftlichen Einkommen zu sichern“, unterstrich Daea. Er kündigte an, am Mittwoch im EP-Agrarausschuss Einzelheiten zu nennen, wie die Ratspräsidentschaft dem Auftrag der EU-Staats- und Regierungschefs für die Vorbereitung eines Haushaltskompromisses für die Periode 2021 bis 2027 bis zum Herbst nachkommen wolle.

Video

Podcast

Tagesgespräch mit Martin Häusling (Grüne): Artensterben mindestens so schlimm wie Klimawandel
aus der Sendung vom Fr., 27.10.2023 18:05 Uhr, SWR2 Aktuell, SWR2 , Jenny Beyen

https://www.swr.de/swr2/leben-und-gesellschaft/martin-haeusling-gruene-artensterben-mindestens-so-schlimm-wie-klimawandel-100.html

 230305 Weltspiegel Getreide Spekulation


Weltweit: Die Zockerei mit Getreidepreisen | WDR für Das Erste

An der Hauptstraße nach Nouakchott sitzt sie und siebt Weizen aus dem Sand – jeden Tag. Was hier liegt, weht der Wind von den LKW. Fatimetou ist eine von vielen Frauen, die so ihren Unterhalt bestreiten. In einem Land, in dem Lebensmittelkosten den Großteil des Einkommens ausmachen, ist jedes Weizenkorn wertvoll. Auch Fatimetou merkt, dass alles plötzlich mehr kostet. Warum aber und wer dahinter steckt, das wisse sie nicht, sagt sie.

Mauretanien ist abhängig von Getreide aus dem Ausland. Wenn die Lieferungen ausbleiben, dann steigt der Preis. Aber das ist nur ein Teil des Problems. Denn eigentlich wird weltweit genug Weizen produziert. Doch der Rohstoff ist zum Spekulationsobjekt geworden.
Getreide – ein Spekulationsgeschäft

Paris. Hier sitzt die wichtigste Handelsbörse für Weizen in Europa: Euronext. Neben der Rohstoffbörse in Chicago die weltweit größte und wichtigste. Ein Teil der Ernte wird hier gehandelt: Dabei sichern Getreidehändler ihre millionenschweren Weizen-Lieferungen mit Termingeschäften ab, sogenannten Futures.

Lange vor der Ernte verkaufen Landwirte ihre Ware und garantieren die Lieferung einer bestimmten Menge. Händler kaufen für einen fixen Preis und übernehmen so das Risiko einer schlechten Ernte. Steigt der Preis in der Zeit bis zum Fälligkeitstermin, profitiert der Investor. Sinkt er, erhalten die Landwirte dennoch den vereinbarten Preis – eine Art Versicherung. Und normalerweise ein Win-Win-Geschäft für alle Seiten. In Krisenzeiten aber setzen Investoren und Spekulanten auf stark steigende Kurse und treiben mit Milliardensummen den Preis in Rekordhöhen.

Zu diesem Ergebnis kommt die Investigativ-Journalistin Margot Gibbs. Mit einem internationalen Team hat sie Daten analysiert, um zu verstehen, warum sich der Weizenpreis bei Kriegsbeginn innerhalb weniger Wochen verdoppelte. Offenbar pumpten Investoren große Mengen Geld in den Markt. Aber wer? Die meisten Käufer blieben anonym. Lediglich für zwei börsengehandelte Fonds, sogenannte ETFs, konnte Gibbs‘ Team massive Investitionen nachweisen.

"Wir haben herausgefunden, dass die beiden größten Agrar-ETFs in den ersten vier Monaten 2022 für 1,2 Mrd. Dollar Weizen-Futures gekauft haben – verglichen mit 197 Millionen für das gesamte Jahr 2021. Das war sehr auffällig", erzählt die Investigativ-Journalistin. Dass innerhalb kürzester Zeit viel Geld in die Märkte fließt, ließ sich zuvor bereits bei der Finanzkrise und der Schuldenkrise beobachten. Das Problem: Danach sank der Preis nie wieder ganz auf Vor-Krisen-Niveau. Mit drastischen Folgen für die betroffenen Länder. Im Sommer 2022 verschärfte sich die Lage in Mauretanien dramatisch.
Eingriff zwingend notwendig

Mamadou Sall ist verantwortlich für die Lebensmittel-Beschaffung beim World Food Programme. Hunderttausende sind vom Hunger bedroht. Hier gibt es Probleme mit dem Nachschub. Aber nicht, weil der Weizen fehlt, sondern das Geld. Die Auswirkungen von Krieg und überhöhten Weltmarktpreisen – so sehen sie aus: "Die größte Herausforderung ist, dass wir mit den Spenden, die wir bekommen, immer weniger Hilfsgüter einkaufen können. Für das Geld, mit dem wir früher 100 Tonnen Weizen bezahlen konnten, bekommen wir bei den derzeitigen Preisen nur noch fünfzig Tonnen. Und die Auswirkungen für die Hilfsbedürftigen sind massiv."

Um genau solche Fehlentwicklungen künftig zu verhindern, gab es bereits nach der letzten Ernährungskrise 2011 Rufe nach staatlicher Regulierung. "Eine ganze Reihe von Leuten hat sich zu Wort gemeldet, einige sogar aus der Branche und sagten: Dieser Markt ist kaputt. Er folgt kaum noch den Grundsätzen von Angebot und Nachfrage. Er ist eine reine Wettbude", sagt Margot Gibbs. Doch sämtliche Regulierungsversuche verliefen weitgehend im Sande.

Im Haushaltsausschuss des EU-Parlamentes saß auch damals schon Martin Häusling. Er kann sich noch gut an die Debatten der vergangenen Jahre erinnern. Die Diskussion war am gleichen Punkt wie heute. Für den gelernten Bio-Landwirt sind deshalb auch die Forderungen noch die gleichen wie damals. "Wir müssen als erstes eine Spekulations-Bremse einziehen, wenn wir merken, da wird offensichtlich darauf spekuliert, dass der Preis steigt. Da muss die Politik eingreifen können und den Preis müssen wir dämpfen."
Große Konzerne mit zu viel Macht

Doch das Problem reicht tiefer. Ein Grund für die Einladung zur Spekulation in Krisenzeiten liegt in der globalen Marktkonzentration: Fünf internationale Agrarkonzerne teilen sich untereinander drei Viertel des Welthandels an Agrarrohstoffen. Es sind die sogenannten ABCD-Konzerne: Archer Daniels Midland, Bunge, Cargill und Louis Dreyfus. Zusammen mit dem chinesischen Agrargigant Cofco bilden sie die "Big Five", die Großen Fünf. Wie viele Millionen Tonnen Weizen in ihren Lagern wartet, ist Geschäftsgeheimnis. Zu einer Veröffentlichung sind sie nicht verpflichtet. Eine Einladung für Spekulanten.

"Ja, wir müssen uns überlegen, wie wir die Macht sozusagen von diesen großen Konzernen auch ein Stück weit eindämmen. Dass wir sehen, dass die nicht das ganze Geschäft übernehmen, sondern dass wir zum Beispiel auch dafür sorgen, größere Reserven in staatlicher Hand zu haben", sagt Martin Häusling.

Passiert nichts, dann bleibt der lebenswichtige Rohstoff Weizen Spekulationsobjekt und Druckmittel im politischen Poker: Nach dem Getreideabkommen zwischen Russland und der Ukraine fiel der Weizenpreis. Doch in wenigen Tagen läuft das Abkommen aus. "Die Gefahr ist, wenn das Getreideabkommen nicht verlängert wird, dann stehen wir tatsächlich wieder vor der Frage: Wie kommt das ukrainische Getreide auf die Märkte? Und dazu haben wir noch das Problem, dass irgendeine Handelsroute geschlossen ist, die Spekulationen anfangen und der Getreidepreise durch die Decke geht", erklärt Häusling weiter.

Doch selbst wenn weiterhin ukrainische Weizenschiffe ablegen können, die nächste globale Krise wird kommen – ob Krieg, Naturkatastrophen, Epidemien – und mit ihr die Spekulation.

Autor:innen: Tatjana Mischke / Martin Herzog

Stand: 05.03.2023 19:12 Uhr

230213 action against NewGMO

13.02.2023 #global2000 #lebensmittelsicherheit
Über 420.000 Menschen fordern europaweit: Neue Gentechnik (NGT) in Lebensmitteln auch weiterhin regulieren und kennzeichnen. #ichooseGMOfree - Mit unserem Essen spielt man nicht!

Strenge Risikoprüfung und Kennzeichnung für #NeueGentechnik sichern! Volle Unterstützung für unsere Kolleg:innen, die in Brüssel die Petition, inkl. unserer #PickerlDrauf-Unterschriften, an die Europäische Kommission überreichen!

Eine breites Bündnis von mehr als 50 Organisationen aus 17 EU-Mitgliedstaaten hat eine Petition an die Europäische Kommission gerichtet, in der wir fordern, dass Neue Gentechnik-Pflanzen auch reguliert und gekennzeichnet bleiben.

Danke an alle, die sich hinter unsere Forderungen gestellt haben und sich für die Wahlfreiheit der Bäuerinnen und Bauern und Konsument:innen einsetzen!

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