Stille Pandemie: Antibiotikaresistenzen wirksam bekämpfen!
Gemeinsam mit der Weltgesundheitsorganisation WHO, dem Umweltprogramm der Vereinen Nationen UNEP, der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen FAO und der Weltgesundheitsorganisation für Tiergesundheit WOAH haben EU-Abgeordnete auf Initiative von Martin Häusling heute fraktionsübergreifend im Rahmen einer Konferenz auf den Handlungsdruck zur Bekämpfung von Antibiotikaresistenzen aufmerksam gemacht. Martin Häusling, Mitglied im Agrar-, Umwelt- und Gesundheitsausschuss des Europäischen Parlaments, kommentiert:
„Antibiotikaresistenzen sind eines der drängendsten Gesundheitsprobleme unserer Zeit. 1,3 Millionen Menschen sterben jährlich an Infektionen mit antibiotikaresistenten Keimen. Dennoch läuft das Thema politisch weiter unter ferner liefen. Dabei zeigen Befragungen, dass es das Gesundheitsthema ist, das die VerbraucherInnen am stärksten beunruhigt.
Die Fakten sprechen eine klare Sprache: Rund 70% aller weltweit eingesetzten Antibiotika entfallen auf Nutztiere – häufig nicht zur Behandlung, sondern zur Wachstumsförderung in der Schweine- und Hühnermast und prophylaktisch. Das ist eine der Hauptursachen für die Entstehung resistenter Keime. Wir dürfen das nicht weiter akzeptieren.
Tiere, die artgerecht gehalten werden und auf Robustheit statt auf maximale Leistung gezüchtet sind, brauchen weniger Antibiotika. Das ist aktiver Gesundheitsschutz – auch für uns Menschen. Ich unterstütze ausdrücklich den One-Health-Ansatz, der die Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt ganzheitlich betrachtet. Eine Transformation unseres Landwirtschafts- und Ernährungssystems ist der vorsorgliche Gesundheitsschutz, den wir unseren Bürgerinnen und Bürgern schulden!
Die EU hat erste wichtige Schritte unternommen: Als grüner Verhandlungsführer habe ich an der Tierarzneimittelverordnung mitgearbeitet. Seit 2022 ist der präventive Masseneinsatz von Antibiotika in der Tiermast verboten und der Einsatz kritischer Reserveantibiotika deutlich eingeschränkt. Das hat zu einem deutlichen Rückgang des Antibiotikaeinsatzes um 53% seit 2011 geführt. Aber das reicht noch nicht. Denn die Reduktion ist mittlerweile am Limit angekommen – wir müssen also nun grundsätzlich die Tierhaltungsbedingungen verbessern. Antibiotika dürfen nicht länger ein Ausgleich für krankmachende Haltungsformen sein.
Auch der Einsatz von Antibiotika im Humanbereich ist zu hoch; zu oft werden Antibiotika unnötigerweise verschrieben oder die Mittel nicht fachgerecht angewandt. Auch hier gibt es Verbesserungspotential, das genutzt werden muss.
Prävention muss Priorität haben. Die Ziele der Farm-to-Fork-Strategie sind deswegen weiter richtig und nicht nur agrarpolitisch sinnvoll, sondern auch ein konkreter Beitrag zur Bekämpfung von Antibiotikaresistenzen. Das ist Gesundheits-, Umwelt- und Verbraucherschutz in einem.
Schließlich: Antibiotikaresistenzen kennen keine Grenzen. Wir brauchen deshalb internationale Zusammenarbeit im Sinne einer gesunden Zukunft für alle. Die Kooperation mit der Quadripartite aus WHO, UNEP, FAO und WOAH ist heute umso wichtiger, da der Multilateralismus unter Beschuss steht.“
Weitere Informationen:
Weiterlesen/-schauen zur Arbeit von Martin Häusling zum Antibiotikaeinsatz in der Landwirtschaft: https://www.martin-haeusling.eu/themen/tierhaltung-und-tierschutz.html