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Die von der EU-Kommission präsentierte Waldstrategie wird den aktuellen Herausforderungen nicht gerecht, meint Martin Häusling, agrarpolitischer Sprecher der Grünen und Mitglied im Umwelt- und Gesundheitsausschuss des Europäischen Parlaments:

„Ich stimme der Kommission in einem Punkt zu: Wälder sind ein wichtiger Verbündeter im Kampf gegen den Klimawandel und gegen den Verlust der biologischen Vielfalt. Sie können die Auswirkungen des Klimawandels abfedern, können die Folgen von Hochwasserkatastrophen bremsen, die Auswirkungen von Dürren mildern und kühlend wirken.
Doch diese Wirkung setzt voraus, dass die Wälder stabil, intakt und mindestens halbwegs naturnah belassen werden. Davon sind wir oftmals weit entfernt.
Das zeigt sich etwa beim Programm, mit drei Milliarden Bäumen die Folgen der vergangenen trockenen und heißen Sommer zu übertünchen. Denn niemand weiß ernsthaft, welche Baumarten überhaupt bei weiter steigenden Temperaturen dem künftigen Klima trotzen können. Statt hektisch in teure Pflanzaktionen zu verfallen, wäre es in vielen Fällen besser, dem Wald Zeit für einen natürlichen Wandel zu lassen. Damit wäre ihm und uns langfristig viel stärker gedient.
Derzeit findet viel zu wenig ökologisch geprägter Waldumbau statt. Es entsteht der Eindruck, dass eine Plantagenform lediglich durch eine neue ersetzt wird, dass die nicht an örtliche Verhältnisse angepassten Fichten nun durch Douglasien ersetzt werden. Diese passen nicht in hiesigen Öko-Systeme.
Wir müssen uns zudem leider verabschieden von der Vorstellung, dass nur die Amazonas-Regenwälder keine CO2-Senken mehr sind, weil dort Abholzung und Brandrodung die Natur aus dem Gleichgewicht werfen. Wir stehen auch in Europa vor der akuten Gefahr, dass dies auch auf hiesige Wälder zutrifft.
Wälder mit Plantagencharakter versagen im Kampf gegen den Klimawandel. Wir brauchen artenreiche, strukturierte, vielfältige Wälder, keine grün verputzten Bretter, von denen einst der österreichische Schriftsteller Robert Musil sprach. Hinzukommt die drohende Ausbeutung, wenn Holz in industriellem Maßstab in die Öfen bisheriger Kohlekraftwerke geworfen wird. Solche Strategien vernichten eine reiche Waldnatur und zerstören alle Hoffnung auf den wirksamen Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel, den wir so dringend benötigen.“

 

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