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Antibiotikaresistenzen verursachen jedes Jahr etwa 33 000 Tote in der EU. Die Menschen sterben, weil Antibiotika nicht mehr wirken. Die Tierhaltung trägt zu der sich weiter ausbreitenden Resistenzentwicklung zu einem erheblichen Teil bei, doch die EU-Kommission agiert schwach, wie eine zur Abstimmung stehende Vorlage zeigt. Die Kommission muss klare Regeln vorgeben und das hat sie in ihrem Entwurf zur Verwendung von Reserveantibiotika nicht getan.

Diese Wochen sind entscheidend für die Einschränkung der Verwendung der lebensrettenden Antibiotika in der Tierhaltung, denn am 13.7. findet eine wegweisende Abstimmung im Umwelt- und Gesundheitsausschuss des Europäischen Parlaments dazu statt. Martin Häusling appelliert, dass Reserveantibiotika weitestgehend allein in der Humanmedizin eingesetzt werden:

„Reserveantibiotika müssen in erster Linie den Menschen vorbehalten bleiben. Es ist aberwitzig, wenn immer noch oftmals prophylaktisch solche Arzneien über Tränken in der Geflügelmast verabreicht werden. Manche Tierhalter gleichen damit lediglich unangemessene Haltungsbedingungen aus, eine etwa in der Putenmast verbreitete unsägliche Praxis. Ob bei Hühnern oder Ferkeln: Weitüberwiegend gesunde Tiere werden in der industriellen Tiermast unnötigerweise immer wieder mit Antibiotika behandelt.  Oftmals besteht keine Möglichkeit kranke Tiere zu separieren, stattdessen ist es leider gängige Praxis, alle Tiere überflüssigerweise mit Medizin zu versorgen.

Dies geschieht zumeist über die Tränkeanlagen und öffnet der Verbreitung von Antibiotikaresistenzen Tür und Tor. Das ist fahrlässig und kann für Menschen lebensbedrohend werden. Seit 20 Jahren reden wir über diese Gefahr, und immer noch gibt es bei etlichen Tierhaltern und Tierärzten kein Einsehen. Der Humanmediziner Prof. Frank Ulrich Montgomery hat es heute Morgen in einer Pressekonferenz der Europa-Grünen nochmal bekräftigt: Aufgrund der Resistenzbildung müssen heute Menschen sterben, die man früher noch gut behandeln konnte.

Ohne ein scharfes Umsteuern beim Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung wird sich die Zahl der Toten durch multiresistente Keime drastisch erhöhen.

Die Europäische Kommission hat einen Kriterienkatalog vorgelegt, welche Antibiotika als Reserveantibiotika für die Humanmedizin reserviert werden sollen. Doch dieser Katalog bietet viele Schlupflöcher und muss dringend überarbeitet werden.

Ich habe deshalb Veto eingelegt. Schließt sich die Mehrheit meiner Kolleginnen und Kollegen im Umwelt- und Gesundheitsausschuss am 13.7. bei der Abstimmung an, haben wir die Chance, dass der Kriterienkatalog überarbeitet wird. Die entsprechende Plenarabstimmung erfolgt dann im September.“

 

Weitere Informationen:

Positionspapier Martin Häusling

Brief des Ständigen Ausschusses Europäischer Ärzte

Germanwatch: Forderung aus Humanmedizin, Umwelt- und Tierschutz

Rede Martin Häusling im Umwelt- und Gesundheitsausschuss am 28.6.21

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