Grüne Europagruppe Grüne EFA

2022 wird die neue EU-Tierarzneimittel-Verordnung in Kraft treten. Diese regelt auch die Verwendung von Antibiotika in der Tierhaltung. Der aktuelle Vorschlag der Europäischen Kommission sichert allerdings NICHT, dass die lebensrettenden Reserveantibiotika der Humanmedizin vorbehalten bleiben. Martin Häusling, agrarpolitischer Sprecher der Grünen im Europäischen Parlament und Mitglied im Umwelt- und Gesundheitsausschuss, hat daher Einspruch gegen den Kommissionsvorschlag erhoben:

„Antibiotika-Resistenzen sind weltweit auf dem Vormarsch. Allein in der EU sterben jedes Jahr 33.000 Menschen, weil Antibiotika bei ihnen nicht mehr wirken. Die Resistenzen entstehen, weil viel zu viele Antibiotika eingesetzt werden. Beim Menschen, aber auch - und insbesondere! -  in der industriellen Tiermast.

Um Menschen auch in Zukunft in Notfällen retten zu können, brauchen wir dringend eine strenge Reglementierung der besonders wichtigen Reserveantibiotika – diese können als einzige noch helfen, wenn andere Antibiotika ihre Wirkung verloren haben. Weltweit werden etwa 66 % aller Antibiotika für landwirtschaftliche Nutztiere in großen Mastanlagen verwendet. Erkrankt ein Tier, werden alle anderen Tiere mit behandelt – mit Antibiotika, die ihnen z.B. über das Tränkesystem verabreicht werden.

Das Reserveantibiotikum Colistin[1] ist mit 80 Tonnen im Jahr eines der meistgenutzten Antibiotika in der Tiermast, Makrolide folgen mit 59 Tonnen pro Jahr[2].

Ohne ein scharfes Umsteuern beim Einsatz von Antibiotika wird sich die Zahl der Toten durch multiresistente Keime drastisch erhöhen. Für Europa wird ein Anstieg auf jährlich 400 000 Tote prognostiziert, weltweit auf zehn Millionen bis 2050. Jedes Jahr. Damit würden dann mehr Menschen an multiresistenten Keimen sterben als an Krebs[3].

Ärzte warnen deshalb vor einem „postantibiotischen Zeitalter“. Auch der Weltärztepräsident Frank Ulrich Montgomery fordert ein Verbot von Reserveantibiotika in der Tiermast.

Wir dürfen den Schutz von Menschenleben nicht hinter die ökonomischen Interessen der Tiermäster zurückstellen. Um auch in Zukunft Menschen nach Unfällen und bei Operationen noch vor todbringenden Infektionen retten zu können, ist es von fundamentaler Bedeutung, die Verwendung von Reserveantibiotika in der Tiermast zu verbieten!“

 

Weitere Informationen:

Position Martin Häusling zu Reserveantibiotika

Redebeitrag Martin Häusling im EU-Umweltausschuss 28.06.21

 

[1] Ebner, R., Rosenkranz, E. (2021): Pillen vor die Säue. Warum Antibiotika in der Massentierhaltung unser Gesundheitssystem gefährden.

[1] https://germanwatch.org/de/16760

[1] https://www.aerztezeitung.de/Medizin/Viel-mehr-Tote-durch-multiresistente-Keime-moeglich-250505.html

 

 

 

 

[1] Ebner, R., Rosenkranz, E. (2021): Pillen vor die Säue. Warum Antibiotika in der Massentierhaltung unser Gesundheitssystem gefährden.

[2] https://germanwatch.org/de/16760

[3] https://www.aerztezeitung.de/Medizin/Viel-mehr-Tote-durch-multiresistente-Keime-moeglich-250505.html

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