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Mehr als eine Million Wasservögel und unzählige Seeadler verenden jährlich an europäischen Gewässern infolge einer Vergiftung mit Blei. Doch Deutschland bleibt stur und verhindert ein Verbot bleihaltiger Munition. Martin Häusling, agrarpolitischer Sprecher der Grünen im Europäischen Parlament und Mitglied des Umweltausschusses, kommentiert diesen Skandal:

„Seit Jahrzehnten machen Naturschützer auf die irrsinnig hohe Zahl von Kollateralschäden bei der an sich bereits fragwürdigen Jagd auf Enten und Gänse aufmerksam. Während Nachbarländer wie Dänemark die Geschosse schon vor 25 Jahren untersagten, kann sich in Deutschland die Jagdlobby bei der zuständigen CDU-Ministerin Julia Klöckner immer noch durchsetzen.
Tatsächlich ist die EU-Kommission auf dem besten Weg, die Verwendung dieser Munition europaweit zu untersagen und scheint selbst Länder mit starker Jagdlobby wie Frankreich hinter sich zu wissen. Doch ohne die Zustimmung Deutschlands zum Verbot lässt sich keine qualifizierte Mehrheit erreichen.
Dabei geht es im Augenblick lediglich darum, die Jagd mit Blei-Kaliber an Feuchtgebieten zu verbieten. Doch schon bei dieser vergleichsweise winzigen Frage obsiegt die Unvernunft, wenn Ministerin Klöckner sich querlegte und damit die Enthaltung in der Abstimmung im EU-Umweltausschuss erzwang.
Bei der Frage bleifreier oder bleihaltiger Munition geht es selten um die als Ziel ausgemachte Gans oder Ente: Auf der Strecke bleibt mindestens eine Million von Wasservögeln, die bleihaltige Munitionsreste beim Gründeln oder Picken aufnehmen und dann in einem qualvollen Kampf gegen das auch für den Menschen extrem gefährliche Gift verenden. Adler, die totes Enten- oder Gänse-Aas aufnehmen, sterben ebenfalls einen schrecklichen Tod. Kein Wunder, denn die Bleireste der jährlich mehrere hundert Millionen in der EU abgefeuerten Schrotpatronen summieren sich auf fast 20 000 Tonnen, die als Partikel auf Wiesen, Feldern, Wäldern und Gewässern landen – und dort als heimliche Killer für unendlich viele Tiere lauern.
Ich verlange, dass dieser Unfug unverzüglich beendet wird, denn es gibt, wie andernorts bewiesen wird, gleichwertigen Ersatz bei der Munition. Die richtet dann wenigstens keine Kollateralschäden mehr an. Diese unendliche Geschichte darf nicht weiter künstlich in die Länge gezogen werden, nur weil eine einsame Ministerin nicht den Hauch eines Verständnisses für die Belange der Natur zu entwickeln im Stande ist. Im nun folgenden schriftlichen Abstimmungsprozess hat Deutschland jetzt drei Wochen Zeit, seine Position zu überdenken. Was hoffentlich im Sinne von Tier- und Menschenschutz geschieht.“

 

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