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Lauterbacher Anzeiger

MAAR - (mgg). Dass etliche Methoden der konventionellen Landwirtschaft die Hauptursache des Artensterbens auf den Feldern sind, ist Gegenstand vieler Veranstaltungen. Zu direkten Diskussionen zwischen Umweltschützern und konventionell wirtschaftenden Landwirten kommt es aber selten, da sich beide Lager meist nicht auf derselben Veranstaltung wiederfinden.

Anders war das, als Martin Häusling, Europa-Abgeordneter der Grünen, im Maarer "Eulenfang" zum Thema Artensterben sprach. Zu der Veranstaltung hatten die Vogelsberger Grünen eingeladen.

Außer Häusling und der Bundestagskandidatin Eva Goldbach sprachen die Naturschützer Wolfgang Dennhöfer (BUND) und Karl-Heinz Zobich (NABU). Unter den Besuchern befanden sich auch Volker Lein, Vorsitzender des Vogelsberger Kreisbauernverbandes, und weitere konventionelle Landwirte aus der näheren Umgebung. Lein und ein anderer Landwirt warfen Häusling Verallgemeinerung vor.

"Zum Verlust der Artenvielfalt gehört auch der Verlust vieler kleiner Bauern", erklärte Häusling. Die Agrarpolitik müsse sich deshalb ändern. Das Artensterben betreffe inzwischen sogar "Allerweltsarten" wie den Feldsperling. 80 Prozent der Insekten seien in den letzten Jahren verschwunden. Weniger angebaute Sorten und viele gefährliche Chemikalien seien der Grund. "Es ist die Aussage des Bauernverbandes: 'Es geht nicht ohne Chemie'", so Häusling. Das sei nicht wahr. Häusling kam unter anderem noch auf die zu großen Mengen an Stickstoff und Nitrat sowie auf Folgen der Massentierhaltung für Wasser und Boden zu sprechen. Der Bauernverband argumentiere so: "Wir müssen doch die Welt ernähren." Tatsächlich, so der Abgeordnete, werde erheblich zu viel produziert. Viel zu viel davon werde weggeworfen. Die Industrie profitiere davon, denn Weggeworfenes werde nachgekauft. Die deutschen Landwirte, so Häusling weiter, rühmten sich ihres Exports, doch noch mehr werde importiert. Soja-Importe werden auch von der Landwirtschaft verwendet. Diese Art der Landwirtschaft vernichte damit in Südamerika noch mehr als zu Hause. Die EU habe einst die Nahrungsmittelpreise senken wollen, damit die Bevölkerung mehr Geld für andere Konsumgüter hatte. Das Verhalten der Konsumenten müsse durch eine bessere Kennzeichnung von Herkunft und Produktionsweise der Lebensmittel gesteuert werden. "Nicht die Bauern sind unser Feind, sondern die Methoden der Landwirtschaft."

Volker Lein zeigte sich empört: "Nach Ihrem Abriss fühle ich mich hier ein bisschen wie ein Asylant auf einer AfD-Veranstaltung." Er selbst verwende so wenig Chemie wie möglich. Häuslings Ausführungen seien teilweise "Halbwahrheiten" gewesen. Ein anderer Landwirt in der Runde wies Vorwürfe Häuslings ebenfalls zurück: "Die Bauern haben nichts mit der Genehmigung von Glyphosat zu tun", betonte er. Er selbst benutze kein Glyphosat und begrüße eine Extensivierung der Landwirtschaft. Er habe auch Interesse an der Auslieferung von Biomilch, doch dafür finde er regional keine Molkerei, die noch Kapazitäten frei habe. Häusling entgegnete, der Deutsche Bauernverband setze sich in Brüssel stark für die weitere Genehmigung von Glyphosat ein.

Im weiteren Verlauf sprachen Wolfgang Dennhöfer über die Artenvielfalt des Vogelsbergs. Karl-Heinz Zobich stellte Naturschutzprojekte im Kreis vor. Eva Goldbach skizzierte die Umweltpolitik der Landesregierung. Peter Hamel, stellvertretender Landesvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft bäuerlicher Landwirtschaft (AbL), stellte ein Punktesystem vor, durch das Landwirten Umweltschutzmaßnahmen vergütet werden sollen. Eines seiner Beispiele waren Randflächen als Rückzugsflächen für Tiere und Pflanzen.

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