Grüne Europagruppe Grüne EFA

Zum heutigen Austausch mit Experten zum Stand der Zulassung des Unkraut-vernichtungswirkstoffs Glyphosat im EU-Parlament in Brüssel, sagt Martin Häusling, agrarpolitischer Sprecher der Grünen/EFA im Europäischen Parlament und Mitglied im Umweltausschuss:

„Die von uns geladenen Experten haben in unserem Gespräch heute im EU-Parlament noch einmal deutlich gemacht, welche verheerenden Auswirkungen der Wirkstoff Glyphosat in Europa und in Südamerika hat.“

In Südamerika, so berichtete Ana Alvarez von der NGO ASOCIANA aus Argentinien, werden nach wie vor Primärwälder abgeholzt. In Argentinien hat sich die mit Soja bepflanzte Fläche in 20 Jahren vervierfacht. Kleinbauern werden vertrieben ohne entschädigt zu werden. 40 Prozent der Familien im ländlichen Raum haben mangelernährte Kinder. Darüber hinaus werden das Ansteigen von Krebsfällen und Missbildungen bei Neugeborenen von mehreren Wissenschaftlern seit Jahren in Zusammenhang mit der intensiven Besprühung der Sojafelder aus der Luft gebracht.

Die aktuelle Überprüfung der Originaltexte der bisher erstellten offiziellen Bewertungen von Glyphosat durch Professor Christopher Portier, ehemaliger Direktor des National Institute of Environmental Health Sciences der USA, liefert darüber hinaus nun klare Fakten zum Streit um die krebserregende Wirkung von Glyphosat: Wesentliche Hinweise auf die krebserregende Wirkung von Glyphosat sind in allen diesen Bewertungen nicht berücksichtigt worden.

„Wenn es zutrifft, dass achtzig Prozent aller signifikanten Krebseffekte in den Originalstudien der Glyphosat-Hersteller unberücksichtigt geblieben sind, muss das Konsequenzen haben. Das betrifft nicht nur den jüngsten Vorschlag der EU-Kommission für die erneute Zulassung des Mittels, dessen Genehmigung Ende des Jahres ausläuft.
Das gesamte Risikobewertungsverfahren gehört neu aufgerollt. Denn die gesamte Skandalgeschichte zeigt vor allem eins: Der Fehler steckt im System. Die EU-Kommission und ihre Prüfbehörden EFSA und ECHA haben nicht nur das Recht, sondern auch die Pflicht, Herstellerangaben gründlich zu überprüfen.“, so Häusling.

Mehr als 40 europäische Umwelt-, Naturschutz- und Gesundheits-Organisationen haben sich zudem in einer Europäischen Bürgerinitiative für den Stopp der Zulassung ausgesprochen.
„Die Zeit der Totalherbizide ist endgültig vorbei. Die Europäer wollen sie nicht und brauchen sie auch nicht. Der Mythos, der bisweilen noch verbreitet wird, dass das Totalherbizid dem Boden- oder Klimaschutz zu Gute käme, ist hinlänglich widerlegt. Es schädigt Regenwürmer im Boden und die jahrelang postulierte vermehrte CO2-Speicherung im Boden gibt es auch nicht. Erosions- und Hochwasserschutz bekommt man anders ebenfalls besser hin. Das zeigen Biobauern täglich.“

Weitere Infos:

Profitinteressen versus Vorsorgeprinzip, Artikel von Martin Häusling im Kritischen Agrarbericht 2017.

Glyphosat und der Mythos Bodenschutz, Position Martin Häusling.

Hintergrundpapier zu Landwirtschaft und Klimawandel von Martin Häusling

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