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140131 OL Besuch Kornkraft Naturkost kleinNWZ -  VON ULRICH SUTTKA
Da war von „Chlorhähnchen“ die Rede, die die USA in die EU exportieren möchten. Bei der Nitratbelastung weist Deutschland den zweithöchsten Wert im Grundwasser in der EU auf. Nur Malta ist noch schlechter. Die Vermaisung der Landschaft ganzer Regionen kam ebenso zur Sprache.
Für diesen Abend der unerfreulichen Botschaften mit dem landwirtschaftlichen Sprecher der Grünen-Europafraktion, Martin Häusling, hatten die Gastgeber am Donnerstag in Meyer’s Gasthaus eine globale Überschrift gewählt: „Die europäische Agrarpolitik – ein Spielball der Großkonzerne“.

Nach zwei Stunden mit Vortrag und vielen Fragen blieb der Eindruck haften, dass Verbraucher und bäuerliche Familienbetriebe im globalen Spiel Gefahr laufen, an den Rand gedrückt zu werden.
Knapp 100 Zuhörer erlebten einen grünen Europapolitiker aus Nordhessen, der einst einen der ersten Biolandhöfe in Hessen aufgebaut hat und sich heute über das Glück freut, „einen Hofnachfolger zu haben“. Es sei an der Zeit, „dass CDU und Bauernverband sich eingestehen: Wir haben ein Problem. Dann wären wir einen großen Schritt weiter.“ Häusling sprach die Umweltschäden der Massentierhaltung an, den Einsatz der Gentechnik in anderen Ländern, so beim Sojaanbau, das Lohndumping in der hiesigen Fleischbranche. „Das ganze System lebt davon, dass man billige Arbeitskräfte ausbeutet.“ Daher warb er dafür, zu schauen, wo etwas herkommt. Bei den aktuellen Verhandlungen zwischen den USA und Europa bestehe die Gefahr, dass die höheren europäischen Standards zum Schutz der Verbraucher verloren gingen auf Druck der USA. In Amerika gebe es keine Kennzeichnungspflicht für Gentechnikprodukte, nannte Häusling ein Beispiel. Ein anderes: In Amerika würden die Hähnchen durchs Chlor gezogen, in Europa ist es verboten.
Die Umweltkosten der Agrarproduktion würden allen teuer zu stehen kommen. Das Nitratproblem der Trinkwasserversorgung werde viel Geld kosten, ebenso die Kohlendioxidbelastung. „Es geht auch um den Konsumenten, was er bereit ist, zu zahlen“. Den aktuellen Preisrutsch in den Discountmärkten bei Eiern kritisierte er scharf. Der Verbraucher sei gefragt, auf Qualität zu setzen und nicht nur auf den geringsten Preis.
Den Bauern riet er, aus der Spirale „Wachsen oder weichen“ aussteigen. Artgerechte Tierhaltung und ökologische Landwirtschaft müssten zum Standard werden. Mittel- und langfristig sei ein Abschied vom System der direkten Subventionen erforderlich.? Am Freitagvormittag war der Europaabgeordnete bei Kornkraft in Huntlosen-Hosüne und den Biohof Bakenhus in Großenkneten zu Gast. OOWV-Geschäftsführer Karsten Specht begleitete die Grünen-Delegation bei der zweieinhalbstündigen Visite auf dem Biohof. Es ging um die Bemühungen des OOWV im Grundwasserschutz, um Kooperationen mit Landwirten und um die Verknappung der Flächen.

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