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DIE WAHREN KOSTEN DER LEBENSMITTEL ODER WARUM IST BIO DENN NUN SO VIEL „TEURER“ ALS KONVENTIONELL?

Wir alle zahlen für unsere Lebensmittel an der Landenkasse einen Preis. Der spiegelt aber nicht alle Kosten wieder, die dieses Lebensmittel beinhaltet. Auf allen Ebenen der Produktion entstehen sogenannte externe Kosten. Nur wenn man die externen Kosten mitberechnet, kann man die wahren Preise der Lebensmittel bestimmen. Biolebensmittel werden mit deutliche mehr Sorgfalt und Rücksichtnahme auf Naturschutz und Tierwohl produziert. Das ist arbeitsintensiv und kostet daher direkt mehr. Konventionelle Lebensmittel kommen uns Verbraucher indirekt aber deutlich teurer zu stehen, da die Umwelt belastet wird und die Gesellschaft die Nachsorgekosten tragen muss. Besonders klar wird dies am Beispiel Trinkwasser und zunehmende Verunreinigung durch zum Beispiel Nitrat. Wasserversorger warnen daher schon vor steigenden Preisen:

Die wahren Kosten der Lebensmittel oder warum ist bio denn nun so viel „teurer“ als konventionell?

Der Preis von Lebensmitteln setzt sich aus vielerlei kosten zusammen. Ein Bespiel: für die Milch braucht der Bauer eine Kuh. Diese braucht Futter, was angebaut werden muss, einen Stall, der ausgemistet wird, Wasser zum trinken … Die gemolkene Milch wird gekühlt, zur Molkerei gefahren und in Kartons oder Flaschen abgefüllt. Dafür braucht man Verpackungsmaterial, viel Energie und natürlich auch ordentlich Man bzw. Womanpower. Erst dann geht die Milch in den Supermarkt. Auch hier entstehen Lager, Reinigungs, Strom, Grundstücks und Personalkosten. Schon diese- immer noch unvollständige- Auflistung macht deutlich: Lebensmittel haben ihren Preis!

Trotzdem zahlen wir nicht alle Kosten, die entstehen, denn auf allen Ebenen entstehen externe Kosten.  Das sind Kosten, die vom Produzenten verursacht, aber von der gesamten Gesellschaft getragen werden und sich in den Marktpreisen, also den Preisen, die wir an der Kasse zahlen,  nicht wieder finden. Ein anderer Name für externe Kosten sind natürliche Kapitalkosten, also die Kosten, die die Natur trägt.   

Ein paar Beispiele: Für den Anbau von Futtermittel werden Düngemittel verwendet, dann der darin enthaltende Stickstoff ist wichtig für das Pflanzenwachstum.  Deshalb düngen Bauern mit stickstoffhaltiger Gülle, Gärresten aus der Biogasanlage und natürlich Chemiedünger. Oft wird aber schlichtweg überdüngt. Es kommt also zu viel Stickstoff auf die Felder. Dieser wird nicht vollständig von den Pflanzen aufgenommen und versickert als Nitrat ins Grundwasser. Die Folge: das Nitrat muss teuer wieder entfernt werden, damit wir daraus unser Trinkwasser beziehen können. Außerdem werden für den Anbau von Futtermitteln Pestizide verwendet, die die Artenvielfalt auf unseren Äckern zerstört. Bei der Viehhaltung entstehen zudem Lachgas und Methanemissionen. CO2 entsteht sowohl direkt, für z.B. für Transport, Kühlung und die Herstellung von Düngemitteln, als auch indirekt, da für Ackerflächen und Weiden immer mehr Wälder abgeholzt und Moore trockengelegt werden. Der starke Antiobiotikaeinsatz in der Tierhaltung lässt die Anzahl resistenter Bakterien anwachsen und verursacht so Schäden in der Humanmedizin. All dies bringt Kosten für die gesamte Gesellschaft, die derzeit nicht mit eingepreist sind.   

Der Biolandbau hat wesentlich geringere externe Kosten. Beim Ökolandbau ist der Einsatz chemischer Düngemittel und Pestizide verboten. Ebenso der vorbeugende Einsatz von Antibiotika, was die externen Kosten sinken lässt. Dagegen schützen Biolandwirte die Artenvielfalt und binden CO2.  Dafür sind natürlich die Erträge geringer, was Bio-Produkte an der Ladenkasse teurer macht. Ein Vergleich beider Systeme hat die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen, FAO am Beispiel von Weizen vorgenommen. Und der zeigt: die natürlichen Kapitalkosten im konventionellen Anbau liegen mit über 2500 US$ fast doppelt so hoch wie die im Biolandbau mit gut 1300US$.

Natürlich ist es schwierig, die externen Kosten jedes einzelnen Lebensmittels auf den Kassenbon zu schreiben. Trotzdem schaffen solche Berechnungen ein Bewusstsein für die Probleme der Agrarindustrie und machen die Vorteile der Biolandwirtschaft ökonomisch greifbar. 

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